Seether formed in 1999. Just one year later their demo was charting in their home country of South Africa. The year after that, US label Wind-up Records flew the band out to NYC for a showcase performance, promptly signed them to a deal, and the rest is history. In this episode we speak with singer/guitarist Shaun Morgan and bassist Dale Stewart about Seether’s grassroots rise in South Africa, their big move to the US, and their brand new album, Si Vis Pacem, Para Bellum.
Evan Ball:
Hallo, ich bin Evan Ball. Willkommen bei Striking A Chord, einem Podcast von Ernie Ball. Heute haben wir Seether in der Show — oder zumindest zwei Mitglieder von Seether. Wir haben den Sänger und Gitarristen Sean Morgan und den Bassisten Dale Stewart zu Besuch. Wir sprechen darüber, wie die Band ihren Durchbruch im südafrikanischen Radio geschafft hat, und über den nächsten großen Schritt, nämlich den Plattenvertrag mit einem US-Label und den Sprung aus Südafrika in die USA. Außerdem reden wir über ihr brandneues Album, das in einer Woche, also am 28. August 2020, erscheinen wird. Darüber reden wir und auch darüber, wie es ist, ein Album während einer Pandemie zu veröffentlichen. Die Zeiten sind offensichtlich schwierig für Musiker. Aber jetzt, ohne weitere Umschweife, meine Damen und Herren: Shaun Morgan und Dale Stewart von Seether. Shaun und Dale, willkommen zum Podcast.
Dale Stewart:
Dankeschön.
Evan Ball:
Alles klar, lasst uns anfangen. Wie habt ihr beide euch kennengelernt?
Dale Stewart:
Wow, das ist lange her.
Shaun Morgan:
Ja, die Erinnerung ist verschwommen. Wir haben uns kennengelernt, als … Ich war mit einem Mädchen zusammen. Ich war damals auf der Technikon, was im Grunde eine Kunst- und Designschule ist. Und ich ging mit diesem Mädchen aus und ihr Bruder und Dale waren zusammen in einer Band. Also ging ich hin und habe mir Dales Band ein paar Mal angeschaut und war sofort beeindruckt von der Reihe eiskalter Bierflaschen auf der Bühne. Wenn uns mal das Bier ausging, war immer eins in der Nähe und wir hatten nie Probleme, etwas zu Trinken zu bekommen. Wir haben zusammen rumgehangen und ich spielte ihm ein paar Sachen von der Band vor, in der ich zu der Zeit war. Und er war übermäßig beeindruckt. Ich denke, es war … Wenn ich so darüber nachdenke, war die Musik schrecklich. Aber er war begeistert. Und im Grunde haben wir … Ich weiß nicht, ob wir damals wirklich Freunde waren. Ja, wir haben uns gesehen und zusammen rumgehangen. Es war nicht so, als wären wir Kumpel gewesen oder so. Wir waren einfach immer in der Nähe voneinander, wegen der Geschwisterverbindung.
Fünf oder sechs Monate später hat unser damaliger Bassist beschlossen, die Band zu verlassen. Er hatte einen Nervenzusammenbruch oder so. Und ich sagte: "Wie auch immer“ … Ich will das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich glaube, er hat nur so getan, als hätte er einen Nervenzusammenbruch. Dann stand ein Gig an und der Schlagzeuger und ich haben verzweifelt nach einem Bassisten gesucht. Ich wusste, dass Dale Bass spielen konnte. Also habe ich gesagt: "Ich kenne da einen Typen." Dann haben wir ihn angerufen. Wir haben ihn in einer Kneipe getroffen und eine Kassette mit 17 Tracks oder so mitgenommen. Ich glaube, es waren 17. Wir haben sie ihm gegeben und gesagt: "Hey Mann, kannst du die bis Freitag lernen? Wir haben nämlich eine Show, bei der wir vor drei Leuten spielen müssen."
Und er hat es getan. Er hat 17 Lieder gelernt. Wir haben vor der Frau des Schlagzeugers, ihrer Schwester und vor dem Barkeeper gespielt, glaube ich. Aber wir hatten einen Riesenspaß. So haben wir uns kennengelernt und uns zusammengetan. Das war glaube ich der offizielle Zusammenschluss ... Dale und ich haben im Januar 2000 angefangen, zusammen zu spielen. Das ist jetzt also gut 20,5 Jahre her.
Evan Ball:
Wow. Aha. Ja, das ist gut. Nun, du hast meine nächste Frage schon angesprochen. Ich frage mich, wie die frühen Seether ausgesehen haben? Ich weiß, dass euer Name damals noch nicht Seether war, aber habt ihr euch eure Anhängerschaft nach der Bandgründung schnell aufgebaut? Habt ihr in der Garage von irgendwem gespielt und Auftritte gehabt?
Dale Stewart:
Wir haben alles gespielt, was wir in die Finger bekommen haben. Wir waren einfach begeistert davon und hatten Spaß am Spielen. Auch, wenn es eine Hausparty war. Und wenn es ein beschissener Club war, haben wir auch für Barkeeper und Freundinnen gespielt, wie Shaun schon gesagt hat. Das haben wir gemacht. Aber es hat Spaß gemacht. Diese Zeiten waren lustig, denn ich glaube, es ist etwas ganz Besonderes, wenn man sich vorstellt: „Mann, eines Tages wird es so und so sein. Wir werden einen Plattenvertrag haben“, und an die Zukunft zu denken und auf das Beste zu hoffen. Man hat kein Geld und schnorrt Bier und so.
Das war wirklich lustig. Ich glaube, wenn man erstmal unter Vertrag steht, wird es eher zum Job. Das ist wie: „Okay, jetzt …“ Ich will nicht sagen, dass der Spaß vorbei ist, aber es wird ernster.
Evan Ball:
Oh ja, die harte Arbeit.
Dale Stewart:
"Wir haben es geschafft. Jetzt können wir abschalten." Es ist wie: "Nein. Jetzt geht es erst richtig los. Jetzt musst du dich anstrengen und vor die Tür und all das.“
Shaun Morgan:
Wir sind mit dem Pickup des Schlagzeugers getourt, der hinten ein Verdeck hatte, eine Art Aufsatz. Mein Bruder hat sich damals um den Sound gekümmert, ohne zu wissen, was er da gemacht hat. Oft haben sich Dale und mein Bruder den hinteren Teil des Aufsatzes geteilt. Vorne haben wir uns beim Fahren abgewechselt. Hinten hatten wir einen Anhänger mit unserer eigenen Lautsprecheranlage dabei. Wenn wir beim Auftrittsort ankamen, mussten wir warten, bis es beim Abendessen nicht mehr so einen Andrang gab. Wir sind so gegen fünf Uhr angekommen und haben in Hostels geschlafen. Oft war das … Wenn du dir das vorstellen kannst: Wir haben in einer übernachtet, die ausgesehen hat, als gäbe es da diese Stahltoiletten aus Trainspotting. Vielleicht mit ein bisschen weniger Kacke.
Evan Ball:
Das werden wir in den Kommentaren verlinken.
Shaun Morgan:
Wir waren sozusagen … Und diese Löcher in der Wand. Es gab Etagenbetten. Und der Veranstaltungsort war nur einen Hügel weiter. Als wir dort angekommen sind, sagten sie uns: „Nein, ihr könnt noch nicht ausladen. Kommt um sieben oder acht Uhr wieder, wenn der Ansturm beim Abendessen vorbei ist.“ Und um 22 Uhr begann die Show. Also sind wir zu diesem schrecklichen Unterstand gegangen und haben gewartet. Dann sind wir wieder nach oben gegangen und es war vorbei. Dann mussten wir die Lautsprecheranlage selbst hineintragen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die komplette PA von Klebeband und Kaugummi zusammengehalten. Das war eine Katastrophe. Wir sind reingegangen, haben sie aufgebaut und wollten einen Soundcheck machen. Sie wollten aber natürlich, dass wir bis zur Show keinen Lärm mehr machen.
Das war eine Menge. Wir mussten uns durchschlagen, um über die Runden zu kommen. Wir waren vielleicht drei oder vier Wochen auf Tour, aber meistens an den Wochenenden. Wir haben gerade genug Geld verdient, um nach Hause zu kommen und dem Schlagzeuger Geld für die Stromrechnung zu geben, denn er hatte eine Frau und Kinder. Wir beide waren noch sehr jung. Er war damals 37, ging aber auf die 38 zu. Dale und ich waren 20 und 21. Wir hatten eine völlig andere Auffassung vom Leben.
Evan Ball:
Richtig, richtig. Richtig.
Shaun Morgan:
Und so viel Spaß es auch gemacht hat: Ich vermisse es kein bisschen, die ganzen Sachen zu verladen.
Dale Stewart:
Nein, absolut nicht.
Evan Ball:
Aus welcher Stadt kommt ihr? Wo hat alles angefangen?
Shaun Morgan:
Wir haben in Rooihuiskraal angefangen, das ist ein kleiner Vorort zwischen Pretoria und Johannesburg. Das bedeutet im Grunde Red House [unverständlich 00:07:12]. Wir haben in der Garage des Schlagzeugers angefangen zu spielen. Und ich habe natürlich vor Dale angefangen. Wir waren ich, ein weiterer Gitarrist und ein Mädchen, das Keyboard gespielt und gesungen hat. Im Grunde war das eine fünfköpfige Band. Wir hatten dann mal eine Probe, bei der die Sängerin und der Gitarrist nicht da waren, und ich habe gesagt: „Hey, ich habe ein paar Songs, wenn ihr etwas machen wollt.“ Also haben wir angefangen, Sachen wie 69 Tea zu spielen. Ich glaube, das war einer der ersten Songs, die ich hatte. Wir haben dann herausgefunden, dass das nicht der Weg war, den wir als Band gehen wollten. Wir wollten nicht dieses fünfköpfige Ensemble mit …
Shaun Morgan:
Die Frau hat gesungen wie eine alte Dame in der Kirche. Sehr nasal und weinerlich. Aber sie wollte unbedingt in einer Rockband sein. Also haben wir zu dritt weitergemacht. Wir haben dann eigentlich nur noch bei Wettbewerben gespielt. Wir haben an Bandwettbewerben teilgenommen und gegen Leute verloren, von denen man nie wieder etwas gehört hat und die heute noch nichtmal mehr Bands haben. Denn schon auf dieser Ebene wird es politisch. Das ist interessant. Aber die Szene war großartig, denn einmal … Im Grunde haben wir uns einen Namen gemacht, indem wir beim Battle Of The Bands waren. Da gab es einen DJ, der nachts in Südafrika aufgelegt hat und uns sehr dabei geholfen hat, neue Musik kennenzulernen.
Shaun Morgan:
Ich erinnere mich daran, dass er immer von 19 bis 22 Uhr aufgelegt hat. Oder von 19 bis 23 Uhr. Als ich ein Teenager war, habe ich das beim Lernen gehört. So habe ich von Sepultura und Pantera erfahren. Alle Neuveröffentlichungen wurden in diesem speziellen drei- oder vierstündigen Block des Radiosenders gespielt. Alles andere war Pop. Zu der Zeit war das der einzige bekannte, überregionale Sender in dem Bereich. Also haben wir den Leuten ein Demo mit 17 Songs gegeben, wahrscheinlich mit denselben 17 Songs, die wir Dale zum Lernen gegeben haben. Wir hatten sie bei so einem Typen aufgenommen. Er kannte einen Typen, der sowas wie ein Jingle-Autor war. Er hatte ein eigenes kleines Studio mit einer Gesangskabine und Instrumenten.
Shaun Morgan:
Dann haben wir aufgenommen, und zwar vor und nach Dales Einstieg. Wir haben die Songs im Bandraum mit einem Mikrofon auf Kassette aufgenommen. Dann haben wir das Band zu ihm gebracht, sagen wir mal montags, und er hat von Montag bis Freitag das Schlagzeug für uns programmiert, mit einem horrenden Schlagzeugsound. Aber es war professionell, also fanden wir es toll. Und am Freitagabend kamen wir dann dazu und haben die Songs aufgenommen. Normalerweise waren es ein oder zwei Songs pro Woche, die wir aufgenommen haben. Als Bezahlung wollte er was von McDonald's. Das hat sich natürlich geändert, als wir den Vertrag unterschrieben haben.
Shaun Morgan:
Das war cool und wir haben einfach drauflos gearbeitet. Wir haben 16, 17 Songs gesammelt, eine Art Backkatalog, wenn du so willst, und den haben wir Barney Simon gegeben. Er war so etwas wie der Pate der Rockmusik. Ich glaube, er trägt auch heute noch T-Shirts von den Misfits und so. Er ist jetzt wahrscheinlich Ende 60. Aber er hat uns gespielt. Wir haben eine Woche lang nichts von ihm gehört. Dann plötzlich, eine Woche nachdem wir ihm das Demo gegeben hatten, sagte er: "Leute, ihr müsst euch diese neue Band Saron Gas anhören." Dann hat er angefangen, unsere Songs zu spielen und ich dachte: "Oh, das ist so cool. Er spielt einen unserer Songs." Am nächsten Abend wieder, aber da hat er einen anderen Song gespielt. Und dann wieder und wieder.
Shaun Morgan:
So hat er angefangen, den Underground auf uns zu bringen. Das hat zwar nicht dazu geführt, dass mehr Leute zu den Shows gekommen sind, aber es hat die Aufmerksamkeit der Programmdirektoren erregt. Sie haben zwar immer noch Rockmusik gespielt, aber das war zu einer Zeit, als Nirvana noch tagsüber im Radio gespielt wurden. Es war also nicht … Vielleicht war es damals noch nicht so poppig wie heute. Ich bin etwas verwirrt. Der Sendeleiter hat dann gesagt: „Weißt du was? Lass uns diesen Song auf die Playlist setzen, 69 Tea.“ Wir hatten keinen Plattenvertrag und das war nur ein Demo, das wir bei diesem Jingle-Autor aufgenommen hatten. Und schon war der Song im Radio zu hören. Es gab eine große Premiere. Ich war im Radio und habe über den Song gesprochen. Wir hatten noch keinen Plattenvertrag. Ich glaube nicht, dass das in diesem Land je wieder passiert ist, aber die Show ist innerhalb einer Woche total explodiert.
Shaun Morgan:
Wir haben Premiumslots bei vielen Festivals bekommen und es waren zuerst vielleicht 100 oder 200 Leute da. Als wir angefangen haben zu spielen, wurden daraus auf einmal 5000 und der Raum war bis zum Anschlag gefüllt. Es ist einfach explodiert. Wir konnten auf Tour gehen und eigentlich … Alles wurde so groß … Ich war in einer Ausbildung zum Juwelier. Ich habe für meinen Bachelor Of Technology gelernt. Und dann lief unser Song im Radio. Er kam in die Charts und die Plattenfirmen fingen an, sich für uns zu interessieren. Nicht viele, um ehrlich zu sein. Erstmal waren es nur kleine Independent-Labels, aber so haben wir uns das alles aufgebaut. Das hat vor allem daran gelegen, dass die Leute an uns geglaubt haben, die die Macht hatten, uns anderen vorzustellen, ohne Geld und ohne Werbeeinnahmen. Wenn man so darüber nachdenkt, ist das eine ziemlich bizarre Geschichte. Wir kamen ins Radio und haben einen Vertrag bekommen und so ging alles los.
Evan Ball:
Das ist verrückt. Das ist eine tolle Erfolgsgeschichte. Das gefällt mir. Ich bin neugierig: Wie sieht die südafrikanische Musiklandschaft aus? Gibt es viele südafrikanische Bands, die populär sind, gemischt mit amerikanischen Bands, britischen Bands, so ähnlich wie bei uns in den USA?
Shaun Morgan:
Ich glaube, zu unserer Zeit gab es viel südafrikanischen Rock im Radio und auch ein großes Interesse daran, weil Nirvana, Alice In Chains und Pearl Jam in Südafrika durch die Decke gegangen waren. Es gab viele Bands ... Cold, Lithium. Und eine Band namens Squeal, die waren großartig. Es gab Amersham. Es gab die Springbok Nude Girls. Es gab all diese großartigen Bands, die plötzlich wie Pilze aus dem Boden geschossen kamen. Das waren alles lokale Bands, die einen Markt für Festivals geschaffen haben. Denn so etwas hatte es bis dahin noch nicht gegeben.
Shaun Morgan:
Danach entwickelten sich die Dinge. Wir hatten unser eigenes Woodstock, wir hatten das Splashy Fen. Wir hatten all diese Festivals, die aus dem Boden geschossen kamen. Und wir wurden eingeladen, auf all diesen Festivals zu spielen. Wir haben diese Bands im Radio gehört und mochten sie genauso gerne, wie die Bands aus den USA. Aber wir konnten sie uns wenigstens live anschauen. Die internationalen Bands haben wir nie zu Gesicht bekommen. Deshalb waren sie im Grunde sogar noch wichtiger für uns, denn in einem Land wie Südafrika macht der Prozentsatz der Rockfans nur einen sehr kleinen Anteil aus. Den Plattenfirmen ist also egal, wie viel Geld sie damit verdienen können, wenn sie mit etwas anderem mehr Geld verdienen können.
Shaun Morgan:
Es gab viele tolle Bands. Und wieder bin ich wie Dale. Ich bin nicht mehr auf dem Laufenden, aber ich habe versucht, mehr herauszufinden. Aber die alten Websites, wo wir nachts in den Chatrooms herumgetrollt haben, gibt es nicht mehr. Das war 1998, 1999. Es ist traurig, dass das so ist, aber die Bands haben sich auch davon abgewandt und sagen heute: „Wenn wir keinen Plattenvertrag bekommen, versuchen wir es einfach über Spotify oder SoundCloud oder was auch immer. Sogar über Facebook.“
Evan Ball:
Ihr habt also die Aufmerksamkeit eures Labels Wind-Up Records erregt. Haben sie euch aus heiterem Himmel angerufen oder wie kam das zustande?
Dale Stewart:
Ja, soweit ich weiß, haben sie unsere damalige Managerin Ingrid angerufen. Ich glaube, das war Steve Lerner, der früher bei Wind-Up war. Er hat gesagt: „Hey, wir haben hier ein Demo.“ Und wir haben gesagt: „Demo?“ Wir hatten viel Zeit, Geld und Mühe investiert, um das Album mit einem der besten Produzenten des Landes aufzunehmen.
Evan Ball:
Wie kannst du es wagen?
Dale Stewart:
Ja, wie kannst du es wagen, das „Demo“ zu nennen. Aber egal, er meinte: "Wir haben dieses Demo und es ist wirklich cool. Wir würden euch gerne treffen. Könnt ihr morgen herfliegen?" Und wir sagten: "Na ja..." Mit einem südafrikanischen Pass zu reisen, ist das Schlimmste, was es gibt. Also haben wir gesagt: "Gebt uns eine Woche Zeit. Wir besorgen uns ein Visum, und wenn wir das haben, kommen wir." Also haben sie uns eine Woche Zeit gegeben. Sie haben uns Tickets gekauft und wir sind nach New York City geflogen. Da hat ein Typ auf uns gewartet, der ein Schild mit der Aufschrift „Saron Gas“ in der Hand hatte. Er sagte: „Hier entlang.“ Wir sind in eine Limousine gestiegen und er hat uns durch Manhattan zu … Ich weiß nicht mehr, welches Hotel es war, aber es war sehr schön.
Shaun Morgan:
Es war das Hyatt in der 5th Avenue oder so. Sie haben uns ihren Reichtum und ihre Macht gezeigt, um uns zu beeindrucken.
Evan Ball:
Das ist großartig.
Dale Stewart:
Es wäre gar nicht so viel nötig gewesen, um uns zu beeindrucken. Ein Sixpack Bier hätte es wohl auch getan.
Evan Ball:
Als sie euch angerufen haben und euch extra um die Welt fliegen wollten … Wart ihr da überglücklich? Seid ihr in der Nacht zum Feiern ausgegangen?
Shaun Morgan:
Ich glaube, wir haben genau das getan. Wir hatten einen Lieblings-Rockclub namens The Doors. Ich glaube, wir sind ausgegangen und haben der ganzen Welt erzählt, dass wir für dieses Showcase eingeflogen werden. Aber wir verbrachten ... Wir hatten große Angst davor, keine Visa zu bekommen. Wir hatten also auch die ganze Zeit das Gefühl: "Das ist unsere einzige Chance. Das ist unsere Chance, wirklich ins Geschäft zu kommen." Denn in Südafrika kannten wir Leute, die in ihren Chefsesseln saßen und gesagt haben: "Das ist nicht das, wonach ich suche. Tut mir leid." Sie haben die Songs so schnell übersprungen, wie es nur ging. Andere haben uns Briefe geschickt, in denen stand: "Das ist nicht das, was wir im Moment suchen, aber wir wünschen euch viel Glück für die Zukunft." Wir sprechen hier von den südafrikanischen Niederlassungen von Sony und Geffen, den großen Labels zu jener Zeit.
Dale Stewart:
Ja.
Shaun Morgan:
Wir wussten also ganz genau, dass das die Chance war, die wir gebraucht haben. Es kommt nicht oft vor, dass du als südafrikanische Band, die schon ein paar Jahre existiert, einen Anruf von einem US-Label bekommst, während du in deinem Land quasi die Obergrenze erreicht hast. Wir haben da schon zu den Top-Bands gehört, aber als südafrikanischer Musiker … Selbst als Profi, selbst als Bestseller, hatten viele noch einen normalen Job. Sie haben von Montag bis Donnerstag in einem Plattenladen gearbeitet oder so. Freitag, Samstag und Sonntag haben sie ein paar Shows gespielt, dann ging es zurück in den Laden. Es gibt keine Tourbusse, es gibt keine Crew. Einmal hatten wir einen Crew-Typ, der uns im Van fast umgebracht hätte. Wir waren aufgeregt, hatten aber auch Angst, weil wir wussten, dass das unsere Chance war.
Shaun Morgan:
Also haben wir uns gefragt: "Wie können wir dieses Label am besten beeindrucken?"
Das Album Fragile hatten sie ja schon, aber wir hatten auch neue Demos im Kasten, zum Beispiel Broken. Wir wussten also, dass wir sie beeindrucken mussten, denn wenn es ihnen gefiel, dachten wir, wir hätten besseres Material. Also haben wir geprobt. Wir haben einige Akustikstücke geprobt, weil wir unsere Flexibilität und unsere Bandbreite unter Beweis stellen wollten. Dann sind wir nach New York geflogen, um dort aufzutreten. Wir hatten kein Stimmgerät für unsere Gitarren. Wir haben es so gemacht, dass einer seine Gitarre gestimmt hat und der andere hat danach gestimmt.
Shaun Morgan:
Ich hatte auch kein Geld für Saiten, genauso wenig wie Dale. Dale hat seine Basssaiten einmal pro Woche oder alle zwei Wochen abgekocht und zog sie dann wieder aufgezogen. Wir hatten keine Saiten. Dann sind wir nach New York gekommen. Ich mit meinem alten rostigen Satz Gitarrensaiten. Wir haben einen kleinen Soundcheck gemacht und mir ist eine Saite gerissen. Ich war aber ja pleite. Ich war in New York City und hatte keine Ahnung, wo ich Saiten herbekommen soll. Ich wusste nicht, wo es die überhaupt gab. Ich hatte noch 30 Minuten Zeit, bevor Wind-Up Records für das Showcase vorbeikam. Also haben wir uns auf die Suche gemacht und die Saiten gefunden. Wir sind zurückgekommen und haben sie aufgezogen. Ich glaube, ich habe sogar nur diese eine Saite aufgezogen oder sogar nur die eine gekauft, weil wir kein Geld hatten. Und dann haben wir das Showcase gespielt.
Shaun Morgan:
Die Angst nach dem Telefonat wurde immer größer, je näher das Showcase rückte. Als wir auf die Bühne gekommen sind und vor ihnen gespielt haben, sah alles aus wie in einem Tanz- oder Ballettstudio, weil an den Wänden überall Wandmalereien waren. Dann sind sie alle reingekommen und haben sich auf die Stühle gesetzt, während wir da oben versucht haben, sie zu beeindrucken. Diana Meltzer ausgenommen. Die war in der ersten Reihe und hat abgerockt. Danach haben wir aufgeräumt und der Chef kam sofort zu uns und meinte: „Ich möchte euch unter Vertrag nehmen.“ Die Erleichterung darüber, nicht abgewiesen zu werden, und die Endorphinausschüttung, als die Angst dann verschwand und die Aufregung Oberhand gewann … Das war einfach der Hammer. Es war fantastisch. Ich erinnere mich 20 Jahre später immer noch sehr lebhaft an diesen Moment. Er war toll. Dann sind wir nach Hause geflogen und hatten einen Plattenvertrag.
Shaun Morgan:
Wir haben auf den Vertrag gewartet und ich hatte immer noch Angst. Ich hatte immer Angst. Weil man sein ganzes Leben gesagt bekommt: „Musik ist Zeitverschwendung. Es gibt Tausende von anderen Bands, die das machen. Es gibt Millionen von anderen, die besser sind als du.“ In den meisten Fällen stimmt das auch. Einige der besten Musiker, Spieler und Bands bekommen keine Chance. Das ist traurig. Uns wurde der Weg aber zum Glück irgendwie geebnet und wir haben es geschafft.
Evan Ball:
Gut, dass euch so klar war, dass ihr diese Chance ergreifen müsst. Ihr habt es geschafft.
Shaun Morgan:
Ja, denn ich hatte gerade ein Baby bekommen. Meine Frau war zu der Zeit … Eigentlich war sie nur meine Freundin, aber wir hatten gerade ein Baby bekommen und ich musste eigentlich mit der Musik aufhören. Ich musste mir einen Job suchen. Wir waren im Juni oder Juli 2000 also in vielerlei Hinsicht raus. „Nein, tut mir Leid!“
Dale Stewart:
Es war 2001, kurz vor dem 11. September.
Shaun Morgan:
Genau, vor dem 11. September. Deshalb fand ich es auch komisch, als du gesagt hast, dass der Fahrer das Schild mit „Saron Gas“ hochgehalten hat. Ich dachte eben nur: „Das muss vor dem 11. September gewesen sein, denn danach wäre das so nicht mehr passiert.“
Evan Ball:
Nur, damit die Zuhörer Bescheid wissen: Das war euer Name vor Seether.
Shaun Morgan:
Ja. Ja. Das war ein dummer Name, den wir buchstäblich aus dem Hut gezogen haben. Wir hatten noch keinen Bandnamen und haben wochenlang mit John, diesem Jingle-Typen, in seinem Studio aufgenommen. Er hat gesagt: „Ihr braucht was. Ihr braucht einen Namen.“ Er hatte eine Kiste mit Soundeffekt-CDs, die alle sehr interessante Titel hatten. Wir haben ein paar davon in einen Hut geworfen und „Saron Gas“ gezogen. Das war dann unser Bandname.
Evan Ball:
Das ist eine verrückte Geschichte. Es ist eine große Sache für jede aufstrebende Band, wenn sie unter Vertrag genommen wird. Aber noch verrückter ist es, wenn man dafür auf einen völlig anderen Kontinent ziehen muss. Wart ihr im Zwiespalt, weil ihr umziehen musstet? Oder war es ein Selbstläufer? “Wir machen es“?
Dale Stewart:
Ich habe nicht gezweifelt. Sean hatte gerade das Baby bekommen und alles, aber ich war ein junger … Ich war zwar noch nicht ganz Single, aber ich war ein junger Mann und bereit, alles zu tun, was nötig war. Als sich mir diese Chance bot, auf die wir so lange hingearbeitet hatten, war das für mich wie ein Selbstläufer. Ich war direkt bereit, ins Flugzeug zu steigen und nach Übersee zu fliegen.
Evan Ball:
Ja. Das ist erstaunlich. Habt ihr alle zusammengewohnt, als ihr in die USA gezogen seid?
Shaun Morgan:
Ja -
Dale Stewart:
Ja. Sie wollten, dass wir im Januar kommen, damit wir das Album aufnehmen können. Und sie haben uns gesagt, dass sie schon eine Wohnung für uns finden. Wir sind nach New York gekommen und hatten einen kleinen Zettel mit einer Adresse.
Shaun Morgan:
Ja, keine Limousine mehr. Die Limousine hatte [Durcheinandergerede 00:22:29].
Dale Stewart:
Ja.
Shaun Morgan:
Sie hatten uns ja schon geködert.
Dale Stewart:
Wir sind also zu dieser Wohnung gegangen. Das war ein Oakwood-Apartment, aber direkt am Times Square. An der 42nd und 6th Street oder so.
Evan Ball:
Wow.
Shaun Morgan:
60. Stock.
Dale Stewart:
Ja. Wir waren ganz oben und dachten: "Das ist ein cooler Ort". Das Apartment war nicht riesig. Nach ein paar Tagen fragten wir uns: "Was das wohl kostet?" Denn wir mussten es selbst bezahlen. Also haben wir das Label gefragt. Wir fragten: "Hey, wie hoch ist die Miete für die Wohnung?" Und sie haben gesagt: "Oh, das sind etwa 7.500 im Monat oder so." Und wir sagten: "Wir können hier nicht bleiben. Wir müssen umziehen." Während wir also überlegt haben, wie wir da vor Ende des nächsten Monats wegkommen können, haben wir einen Anruf bekommen: "Hey, ihr fliegt in ein paar Stunden nach LA. Es gibt eine Planänderung. Wir nehmen jetzt in LA mit Jay Baumgardner auf."
Shaun Morgan:
Ja. „Fahrt jetzt zum Flughafen.“
Dale Stewart:
Und: „Zieh nach Oakwood und Kalifornien.“
Evan Ball:
Also habt ihr euch erstmal in Kalifornien eingerichtet?
Dale Stewart:
Eine Zeit lang schon. Ja.
Shaun Morgan:
Ja. Wir konnten nirgendwo anders hin. Also haben Dale und ich ... Unser Schlagzeuger ging auf die 40 zu und hatte zu der Zeit, also kurz vor dem Umzug nach LA, großes Heimweh. Du hast gefragt, ob wir uns eingerichtet haben. Er war ein Typ … Er ist ein anständiger, bodenständiger Typ. Aber er ist auch der Typ, der in einem schicken Sushi-Restaurant nach einem Brathähnchen und Pommes fragt. Er ist ein bodenständiger, einfacher Typ. Er findet, dass gebratene Wurst auf Brot ein Leckerbissen ist, genau wie ich. Aber ich denke auch, dass es noch andere Dinge gibt, die ein größerer Genuss sind.
Evan Ball:
Ja, das ist nicht alles.
Shaun Morgan:
Ja. Er ging also zurück. Wir haben den Anruf bekommen, dass wir nach LA ziehen. "Packt eure Koffer. Ihr seid raus." Wir haben unsere Manager gefeuert ... Oh, warte. Nein, das haben wir nicht. Zu dieser Geschichte kommen wir noch. Das ist auch eine tolle Geschichte. Sie hatten uns erstmal in diesem Oakwood-Apartment in New York City untergebracht. Sie haben uns gesagt, dass sie uns ein Gehalt zahlen. Als das alles erledigt war und wir das Apartment bezahlt hatten, waren nur etwa 200 Dollar übrig, die wir uns zu viert in der Wohnung teilen mussten. Unser Manager hat nämlich auch bei uns gewohnt. Wir hatten nichts. Versuch mal, mit 200 Dollar im Monat in New York City zu überleben. Selbst im Jahr 2002 ist das als Band nicht möglich. Also sind wir nach LA gegangen und unser Management blieb in Brooklyn, weil dort Bekannte wohnten. Da ging es wahrscheinlich um ein Verhältnis, was völlig ok ist.
Shaun Morgan:
Dann waren wir in LA. Wir hatten kein Auto und keine Freunde. Zu diesem Zeitpunkt haben nur noch Dale und ich in dem Oakwood-Apartment gelebt. Wir hatten keine Freunde, also haben wir sofort mit den Aufnahmen angefangen. Wir haben versucht, einen anderen südafrikanischen Schlagzeuger zu engagieren, weil es uns wichtig war, einen anderen Südafrikaner dabei zu haben, damit alles erhalten bleibt. Wir haben einen Typen eingeflogen. Das hat nicht geklappt, was wirklich schade war, weil er wirklich nett war. Dann hat Josh Freese auf dem Album gespielt. Das war unglaublich.
Shaun Morgan:
Wir hatten also einen Weltklasse-Schlagzeuger auf dem Album und wussten, dass das das große Los ist. Wir haben das Album fertiggestellt, die Aufnahmen beendet und Mitglieder gesucht. Wir haben natürlich einen Schlagzeuger gebraucht, weil wir ja noch keinen festen hatten. Wir haben also ein Vorspielen veranstaltet und Nick Oshiro gefunden. Dann sind wir nach Los Angeles gezogen, um mitten im Geschehen zu sein. Wir haben dort zusammen gewohnt. Dann kam meine Frau hinterher, zwischenzeitlich hatten wir auch geheiratet. Sie hat dann eine Zeit mit dem Baby bei uns gewohnt. Es war also eine Menge los. Das war irgendwie … Wenn ich zurückblicke, war das eine wirklich schreckliche Zeit. Wir haben geschnorrt, versucht über die Runden zu kommen, haben auf Tourneen gewartet und versucht, einen Schlagzeuger zu finden. Dann haben wir einen Schlagzeuger gefunden und er hat uns im Stich gelassen. Wir haben uns einen anderen Schlagzeuger gesucht und er hat uns auch im Stich gelassen. Dann hatten wir endlich einen Schlagzeuger gefunden, mussten aber einen Gitarristen finden, weil Wind-Up auf einmal fand, dass wir nicht mehr zu dritt spielen sollten, sondern zu viert.
Shaun Morgan:
Also mussten wir noch einen Gitarristen finden. Dann haben uns wieder ein paar Jungs im Stich gelassen. Bis zu dem Zeitpunkt, als wir nach LA gezogen sind, hat sich alles gut angefühlt. Sogar so gut, dass ich es zu schön fand, um wahr zu sein. Daraus wurde dann aber schnell so ein: „Das hab ich mir anders vorgestellt.“ Was die Leute vielleicht nicht verstehen, vielleicht aber auch doch: Wenn man so weit wegzieht, verabschiedet man sich von seiner Familie und seinen Freunden, mit denen man vorher regelmäßig zusammen war. Man verabschiedet sich von allem, was man kennt. Das Geld, das man verwendet … Die Steckdosen, die man immer benutzt hat … Die Straßenseite, auf der man immer gefahren ist … All diese kleinen Dinge, mit denen man ganz selbstverständlich aufgewachsen ist. Alles wird auf den Kopf gestellt. Da muss man sich anpassen.
Shaun Morgan:
Zum Glück waren Dale und ich damals 22 und 23 Jahre alt, so dass wir es schaffen konnten. Es ging uns gut. Aber der ältere Typ, der Schlagzeuger, der uns verlassen hat … Ich glaube, das war einfach zu viel für ihn. Er ist ein echter Familienmensch und seine Kinder waren ihm sehr, sehr, sehr wichtig. Für mich war das Ganze eher die Gelegenheit, ein Leben für meine Familie aufzubauen. Irgendwann dachte ich aber: "Oh Mann, worauf haben wir uns da eingelassen?" Denn wir haben in einem ... Aber das Studio war großartig. Es war so schön... Es gab Leute, die einem Sachen gebracht haben. Es wurde sich um alles gekümmert, aber es klang alles ein bisschen hohl, weil der Produzent nie da war. Er war immer unterwegs. Er ist immer dann aufgetaucht, wenn wir das wollten. Wenn er dann an einem Freitag reinkam und wir seit Montag an der Musik gearbeitet hatten, sagte er: "Nein, macht das noch mal." Und dann war er auch schon wieder weg. Das war echt niederschmetternd.
Shaun Morgan:
Und weil wir damals noch so unerfahren waren und so dankbar für die Chance, haben wir nie daran gedacht, für uns selbst einzustehen. Wir haben nie daran gedacht zu sagen: "Nein. Nein. Nein. So sollte es unserer Meinung nach sein." Oder: "Können wir das wenigstens ausdiskutieren?" Wir sagten einfach: "Ja, Sir" und haben demütig getan, was uns gesagt wurde. Das hat bei uns viele Jahre gedauert. Ich erinnere mich, dass nach der Veröffentlichung des Albums ... Wir sind auf dem Ozzfest aufgetreten, aber ich erinnere mich an einen Streit mit einem der Chefs von Wind-up, der zu uns gesagt hat, wir sollten zurück nach Afrika gehen, wenn wir nicht die Demoversion von „Fine Again“ als Single nehmen würden, statt der Version, die wir drei oder vier Wochen lang in den NRG Studios immer wieder neu aufgenommen haben. So war es am Anfang mit vielen Dingen.
Shaun Morgan:
Wie Dale gesagt hat: Sobald wir unter Vertrag waren, hat es sich angefühlt, als ginge es jetzt erst richtig los. Das war der Zeitpunkt, an dem es hieß: "Okay, jetzt müssen wir uns jeden einzelnen Fan verdienen. Wir müssen rausgehen und sie uns verdienen." Sei es durch Tourneen, sei es durch das Radio oder sei es durch Akustik-Sets um sieben Uhr morgens bei verschiedenen Radiosendern. Das war der Zeitpunkt, an dem die harte Arbeit erst losging. Und ich glaube, viele Leute verstehen das nicht.
Evan Ball:
Wenn man sich euren Lebenslauf so anschaut, ist der ziemlich beeindruckend. ’99 gegründet, Unterschrift bei einem Indie-Label und noch im selben Jahr ein Album. Und dann? 2001, ein Jahr später, seid ihr schon in den USA, mit einem neuen Label. Das klingt nach einer ziemlich verrückten Zeit. Wie lange hat es bis zur ersten Single gedauert? War das Fine Again? Wann ist sie rausgekommen?
Dale Stewart:
Wann war das? Ich habe es vergessen. Im Mai 2000.
Shaun Morgan:
Im Mai 2002. Die ersten Monate des Jahres 2002 haben wir nur mit Aufnahmen verbracht. Wir waren etwa drei Monate im Studio. Sie haben die Single überstürzt rausgebracht, bevor das Album überhaupt fertig war. Deshalb war die Enttäuschung über die Single so groß. Sie wussten schon, dass sie den Song als erstes veröffentlichen wollten. Also haben wir sie zuerst aufgenommen, weil wir alle die Hosen voll hatten, denn es war wie … Es gab keine Auszeit. Außer sonntags, wenn Dale und ich Comedy Central geschaut haben. Wir haben The Man Show geguckt und Bier getrunken. Und am Montagmorgen sind wir wieder aufgestanden und ins Studio gegangen.
Evan Ball:
Hat die Veröffentlichung der Single eure Stimmung verbessert? Hattet ihr das Gefühl, dass die Dinge wieder in die richtige Richtung laufen?
Shaun Morgan:
Nun, ich glaube, Dale wird mir zustimmen: Als wir dann endlich auf Tournee waren und gesehen haben, wie es ist, 16, 17, 18, manchmal auch 20 Shows hintereinander zu spielen und in einem Wohnmobil auf engstem Raum mit Leuten zu leben, die du kaum kennst und die jetzt in deiner Band spielen … Ja, dann wurde das einfach eine Party. Ab da hieß es im Grunde: "Nun, wir sind jetzt hier. Machen wir das Beste daraus." Ich glaube, das ist auch der Teil, der uns damals am meisten Spaß gemacht hat. Denn die Erfahrungen, die wir bei den Aufnahmen gemacht hatten, wollten wir nicht unbedingt so schnell wiederholen.
Shaun Morgan:
Für uns war das Touren der spaßigste Teil. Das Trinken, das Abhängen und das Gefühl der Unsterblichkeit. Es gab Nächte, in denen wir im Wohnmobil gesessen haben und der Tourmanager war schon im Bett. Wir waren alle betrunken und auf Kokain, die Leute haben im Bus gesessen, wir sind mit heruntergelassenen Fenstern durch die Straßen gefahren und hinten fand eine Tanzparty statt. Der Fahrer sollte eigentlich im Gefängnis sitzen. Das war ich. Aber ich denke, weil es so viel von ... Wir haben uns einen Traum verwirklicht, den wir schon seit unserer Kindheit hatten, und ich glaube, das war auch für Dale ein Glücksgefühl: Ich war glücklich, weil Dale und ich das zusammen erlebt haben, und ich war glücklich, weil mein Bruder eine Zeit lang als Techniker dabei war. Es war also wirklich cool. Es war der Anfang der Verwirklichung eines Traums.
Shaun Morgan:
Wir wollten im Moment leben und so viel Spaß haben, wie möglich, denn es gibt keine Garantie, dass das ... Das bringt uns nicht weiter. Das ist auf keinen Fall ... Ich war schon immer ein Pessimist. Ich war schon immer ein wenig zögerlich. Ich muss immer warten, bis der Erfolg bewiesen ist oder schon hinter mir liegt, bevor ich sage: "Okay, ich erkenne an, dass das ein Erfolg war."
Evan Ball:
Ja, ihr habt den Vorteil also genutzt, solange es ging.
Shaun Morgan:
Ja, wir haben es geschafft. Das war …
Dale Stewart:
Ja, wir dachten nicht, dass wir das in 20 Jahren noch machen können, also wollten wir uns austoben.
Evan Ball:
Das ist großartig. Na gut. Man munkelt, dass es bald ein neues Seether-Album geben wird.
Dale Stewart:
Mm-hmm (bejahend). Du weißt Bescheid.
Shaun Morgan:
Der Titel lautet „Si Vis Pacem, Para Bellum“. Das ist Lateinisch und bedeutet: „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“. Es kommt am 28. August heraus. Das Album steht also direkt vor der Tür. Stand jetzt sind das noch vier, fünf Wochen.
Evan Ball:
Ja. Das ist ja toll. Ich denke, dass dieser Podcast etwa eine Woche vor dem Album veröffentlicht wird.
Shaun Morgan:
Cool!
Evan Ball:
Normalerweise geht man nach der Veröffentlichung eines Albums auf Tour. Wie hat sich das durch Covid verändert?
Dale Stewart:
Es ist frustrierend, jetzt wo wir das Album im Kasten haben, aber wir finden, dass es großartig geworden ist. Wir wünschten, dass wir einfach auf die Bühne gehen könnten, um die neuen Songs zu spielen. Ich benutze gerne die Analogie, das man fix und fertig angezogen herumsitzt und nirgendwo hingehen kann. Man denkt: „Okay, was jetzt?“ Das ist echt frustrierend.
Shaun Morgan:
Ja, das ist es. Wir sind gezwungen, die Dinge ganz anders zu betrachten. Die erste Frage, die wir uns stellen, lautet natürlich: Wie können wir noch Musik für unsere Fans machen? Und wie können wir weiterhin unseren Lebensunterhalt verdienen? Wir haben uns also mit Streaming-Plattformen beschäftigt und mit der Frage, wie wir trotzdem Shows veranstalten können und … Wir bauen hier in Nashville eine Produktionsstätte auf, die wir mit Videowänden, Licht und allem Drum und Dran verwenden können. Also genau so, wie es bei einer Live-Show wäre. Es gibt aber auch Bands, die ihre Shows nur für einen bestimmten Ort oder ein bestimmtes Network freigeben und dann eine Show in einer bestimmten Stadt spielen. Also eine virtuelle Show in, sagen wir mal, Cincinnati, Ohio. Und am nächsten Abend in Dayton, Ohio.
Evan Ball:
Wirklich? Die ist dann blockiert, oder?
Shaun Morgan:
Ja, die kann man dann nur vor Ort sehen. Wenn ich in Nashville bin, kann ich die Show aus Cincinnati nicht sehen. Diesen Ansatz haben einige Jungs gewählt. Wir haben vor, ein bis zwei Wochen nach der Albumveröffentlichung eine Show von anderthalb Stunden zu spielen, für die wir etwa 10 Dollar für ein Ticket nehmen. Wir werden sie aber auf der ganzen Welt zugänglich machen und so gestalten, dass es keine Grenzen gibt. Andere haben die Shows auch auf 1000 Leute begrenzt. Es gibt viele verschiedene Ansätze. Keiner von uns weiß, wie man durch die stürmischen Zeiten segelt. Ich finde das ziemlich interessant.
Shaun Morgan:
Manchmal fühlt man sich aber auch wie ein Mistkerl. Manchmal habe ich zu viel Mitgefühl. Du willst nicht wirklich Geld von den Leuten nehmen, wenn sie vielleicht knapp bei Kasse sind. Aber genau aus dem Grund werden wir die Show nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wir werden regelmäßig Konzerte geben. Alle Bandmitglieder kommen dafür nach Nashville. Und wir werden in kürzester Zeit eine Menge Content erstellen. Wir denken zum Beispiel darüber nach, Alben von vorne bis hinten zu spielen. Und daraus können wir dann eine Show machen. Und wir überlegen, ob wir eine Art One Cold Night-Show machen, bei der alles akustisch gespielt wird und bei der das Set und die Stimmung ganz anders sind.
Shaun Morgan:
Ja, wir wissen es nicht. Ansonsten habe ich viel Zeit damit verbracht, mich zu beschäftigen, denn ich war geistig … Ich habe mich auf das Spielen vorbereitet. Als Vater und Ehemann muss ich eine Menge Dinge mental vorbereiten. Meine Hochzeit wurde deshalb schon zweimal verschoben. Es gab viel Verrücktes und eine Menge bizarrer Situationen. Aber als man uns gesagt hat, dass wir das Haus nicht mehr verlassen dürfen, habe ich mich in einen Vollrausch gesoffen, das muss ich ganz ehrlich zugeben. Ich kann mich bei vielen Nächten gar nicht mehr daran erinnern, wie ich ins Bett gegangen bin, weil ich so deprimiert war. Ich war auch deshalb so durcheinander, weil ich darauf eingestellt war, 2019 zuhause zu verbringen. Da kann man all die häuslichen Dinge erledigen, aber auch kreative Dinge. Dann nimmt man auf und Mitte 2020 wollten wir eigentlich raus und machen, was wir halt so machen. Das geht dann normalerweise 18 Monate so, dann kommt man wieder nach Hause und es geht von vorne los.
Shaun Morgan:
Mir hat die ganze Sache vor allem gezeigt, dass ich im Moment alles auf eine Karte setze. Der größte Teil meines Einkommens, wenn nicht sogar mein komplettes Einkommen, kommt direkt aus der Band und der Musik. Wenn man also die größte Einnahmequelle wegnimmt, nämlich die Shows und die Merchverkäufe, dann hat das echt Auswirkungen. Dann denkt man: „Oh, wow. Okay. Wie bin ich vorbereitet? Habe ich einen Plan B? Gibt es ein Sicherheitsnetz, wenn es noch ein Jahr so weitergeht?“ Man geht bei so vielen Dingen davon aus, dass sich der Zyklus einfach wiederholt. Das hat mir gezeigt, dass ich nicht wirklich … Ich habe vorher schon ein paar Dinge getan, um mein Portfolio zu erweitern. Aber im Großen und Ganzen war ich vor der Pandemie nicht sehr clever darin, neue Geschäftsmöglichkeiten zu ergründen.
Shaun Morgan:
Jetzt habe ich Eisen in verschiedenen kleinen Feuern, die ich zwischendurch anschüre, um zu sehen, welche davon in Flammen aufgehen. Das ist so passiert, weil ich das für mein psychisches Wohlbefinden gebraucht habe. Mich stresst einfach alles. Und wenn dann noch sowas Großes dazukommt, ist das für mich ziemlich verrückt. Das hat mich aber dazu gebracht, mein Leben und meine Welt durch eine andere Brille zu sehen. Ich denke, zum Positiven. Ich weiß, wo ich bessere Entscheidungen hätte treffen können, und in welche Richtung ich mein Leben zukünftig lenken möchte. Ich habe auch verstanden, dass ich nicht von Live-Shows und Merchverkäufen abhängig sein will, damit mein Einkommen gesichert ist. Diese Erkenntnisse sind ziemlich wichtig für mich geworden.
Evan Ball:
Ja. Die ganze Situation ist sehr schwierig, besonders für Musiker, die auf Tournee sind. Es wird interessant sein, welche Innovationen daraus entstehen.
Dale Stewart:
Ja. Der Zulauf zum Streaming und …
Shaun Morgan:
Ja, darüber habe ich nachgedacht. Dale hat eine Art von … Er nimmt die Fans mit auf seine Angelausflüge ans Meer, wo er mit Haien rumhängt und so. Das finde ich verrückt. Ich habe überlegt, ob es einen Zug gibt, auf den ich aufspringen kann oder ob ich einen Gaming-Kanal starte, auf dem ich Videospiele spiele, oder ob ich einen Podcast mache. Ich weiß es nicht. Dale hat seine eigenen Pläne und hat schon seit langem ein langfristiges Ziel. Das sind Dinge, über die ich noch nicht nachgedacht habe. Ich ärgere mich, dass ich so lange dafür gebraucht habe. Ich habe viele, viele Jahre in einem betrunkenen Dunst verbracht, das kann ich dir sagen. Man achtet nicht wirklich auf die Welt, wenn man denkt: „Der Status quo wird sich nie ändern, und das Geld wird schon fließen.“ Ich musste also alles überdenken und neu betrachten.
Evan Ball:
Seid ihr manchmal nervös, wenn ihr ein neues Album veröffentlicht? Oder ängstlich, wegen der Reaktionen der Kritiker oder sogar der Fans?
Dale Stewart:
Ich glaube schon. Ich glaube, es liegt in der menschlichen Natur, dass ... Ich will nicht sagen, dass wir uns Sorgen machen, denn wenn wir ein Album aufgenommen haben, sind wir im Allgemeinen ziemlich zufrieden damit. Ich glaube nicht, dass wir es veröffentlichen würden, wenn wir es nicht gut finden würden. Aber ich glaube, es liegt in der menschlichen Natur, kritisch zu sein, vor allem sich selbst gegenüber, und zu sagen: "Wow, hoffentlich ist es gut. Ich hoffe, die Fans finden es nicht schlecht." Aber klar, es wird immer ein Arschloch geben, das denkt: "Oh nein, das ist nicht cool, weil es nicht genug Banjos gibt", oder was auch immer ...
Evan Ball:
Aus welchem Grund auch immer.
Dale Stewart:
Ja.
Dale Stewart:
Das heißt: "Wir sind nicht diese Band. Versuch, ein bisschen unvoreingenommen zu sein." Es gibt immer diese eine Kritik, bei der du denkst: "Oh Mann". Du musst also versuchen, dich davon nicht unterkriegen zu lassen.
Evan Ball:
Macht dir das zu schaffen?
Dale Stewart:
Ich versuche, sie nicht zu lesen. Ich denke, das was wirklich zählt, ist das erste Mal, wenn du den Song oder Teile des Albums live spielst und die Reaktion des Publikums beobachten kannst und die Leute …
Evan Ball:
Ja. Das hilft bestimmt dabei, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Zum Teufel mit den Kritikern.
Dale Stewart:
Ja. Das ist so eine Sache. Die Musik ist nicht für Hipster und Leute, die deinen Musikstil nicht mögen, aber sie arbeiten für Magazine, also brauchen sie eine Story. Wenn sie sagen, dass sie das Album mögen, findet man sie vielleicht nicht mehr cool. Man können ihnen das Bartwachs wegnehmen.
Shaun Morgan:
Ja, das sehe ich auch so. Ich glaube, es gibt schon diese Angst davor, dass das Album rauskommt und ein Flop wird. Wir hatten in gewisser Weise sehr, sehr viel Glück. Ich denke, wir waren ... Ich bin dankbar, dass wir bisher mit jedem unserer Alben unsere Fangemeinde vergrößern konnten. Meiner Meinung nach gab es kein einziges Album, das gefloppt ist und die Karriere abgewürgt hat oder dem Aufwärtstrend einen Dämpfer verpasst hat. Wir hatten nie das Gefühl, dass wir für das nächste Album doppelt so hart arbeiten müssen. Vielleicht, indem wir mit ein paar Songschreibern arbeiten, die uns Hits schreiben.
Evan Ball:
Oder?
Shaun Morgan:
Man kann seine Karriere verjüngen. Ich habe das bei einer ganzen Reihe von Bands gesehen, die hoch im Kurs standen, dann aber abgestürzt sind. Sie greifen dann auf externe Schreiber zurück und bauen ihre Karriere wieder auf, um wieder auf Spur zu kommen. Ich weiß, dass das ein sehr tiefes und dunkles Loch ist, aus dem man wieder herausklettern muss, weil ich einige Leute gesehen habe, die das durchgemacht haben. Die meisten Menschen können ziemlich unversöhnlich sein, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Das Coole ist aber, dass ich weiß, dass das neue Material mit allem mithalten kann, was wir in der Vergangenheit gemacht haben, wenn es nicht sogar besser ist als das alte Material. Jeder, der mag, was wir machen, wird das Album lieben.
Shaun Morgan:
Ich weiß das, weil ich jeden einzelnen Song, den ich je geschrieben habe, in erster Linie für mich selbst geschrieben habe. Wenn ich mit einem Song nicht zufrieden bin, kommt er nicht auf das Album. Wenn er mir aber gefällt und nicht mehr aus dem Kopf geht, kommt er drauf. Wenn ich 40 bis 50 Ideen und Songs habe, ist da auch Schrott dabei. Es gibt dann jede Menge Sachen, die nicht auf ein Seether-Album passen. Ich bin der Erste, der das zugibt. Vielleicht schreibe ich deshalb so viel, weil ich dann am Ende des Tages einen größeren Haufen habe, aus dem ich auswählen kann. Dann kann ich die Messlatte höher legen. Meiner Meinung nach kann man die Band immer noch einen Schritt weiter bringen als auf dem letzten Album.
Shaun Morgan:
Es ist also schon nervenaufreibend und beängstigend. Ich glaube aber, dass wir eine ganz besondere Fangemeinde haben. Unsere Fans sind lächerlich hartgesotten. Das merkt man, wenn man sie trifft und an den Geschichten, die sie erzählen. Unser Aktivismus an der Selbstmordfront hat wirklich viele Leute angesprochen. Das machen wir schon seit ungefähr einem Jahrzehnt. Wir haben das lange gemacht, bevor es in Mode kam und cool wurde. Das ist eine weitere Sache, die die Leute an uns schätzen. Wir können uns also immer auf eine Sache verlassen, wenn wir ein neues Album veröffentlichen: Wir werden eine Fanbase haben, die hungrig ist und auf das neue Album wartet.
Evan Ball:
Ja. Das ist großartig. Ihr habt auch schon ein paar Singles aus diesem Album veröffentlicht.
Shaun Morgan:
Ja, wir haben die offizielle Single „Dangerous“, die im Internetradio läuft. Und wir haben „Bruised And Bloodied“ als eine Art Gratistrack veröffentlicht. Und dann haben wir noch „Beg“ veröffentlicht, was ich großartig finde. Denn mit „Dangerous“ gibt es diesen ganz anders klingenden Seether-Song, der zwar den typischen Seether-Charakter hat, aber etwas hat, das dich ... Er ist ein bisschen anders als das, was im Moment im Radio läuft. Das ist wichtig, wenn man eine Single rausbringt. Man kann leicht in die gleiche Kerbe hauen und einen geradlinigen Hit veröffentlichen. Aber ich denke, man muss auch mal etwas wagen, was die Melodie und die Präsentation des Songs angeht.
Shaun Morgan:
Dann gibt es da noch „Bruised And Bloodied“, einen einfachen Rocksong mit einer fröhlichen Pop-Melodie und einem Text, der nicht so poppig ist. Und dann gibt es noch „Beg“, der wirklich heavy, düster und unheilvoll ist. Bei diesen Songs fehlt wohl nur die sanftere, vielleicht verletzlichere und hübschere Seite der ...
Evan Ball:
Ja.
Shaun Morgan:
Das ist ein ganz guter Überblick, was das neue Album betrifft.
Evan Ball:
Ja. Ich habe eine spezielle Frage zu "Dangerous". Dale, der Song beginnt mit diesem wirklich coolen Bass-Riff. War dieses Riff die Initialzündung für den Song? Oder hast du es dir ausgedacht, nachdem es bereits eine Akkordfolge gab?
Dale Stewart:
Ich wünschte, ich könnte den Ruhm für dieses Riff einheimsen. Das ist Shauns Bass-Riff.
Shaun Morgan:
Ja. Das ist ...
Evan Ball:
Das ist großartig.
Dale Stewart:
Ja.
Dale Stewart:
Es ist ein großartiger kleiner ... Das Riff ist so einprägsam und eingängig. Die Hand verkrampft ein wenig, wenn man es im Studio immer wieder spielen muss. Aber abgesehen davon liebe ich es.
Evan Ball:
Shaun, hat dieses Riff das Songwriting für den Song ausgelöst?
Shaun Morgan:
Ja. Ich habe es zuerst auf der Gitarre geschrieben, aber da war es natürlich viel höher. Ich dachte: "Weißt du was? Ich will das auf dem Bass hören." Also habe ich den Bass genommen und es damit neu aufgenommen. Und [unverständlich 00:47:22], „So will ich das. So soll es sein." Ich habe diese Woche viel darüber nachgedacht, denn Corey und ich können uns gerade treffen, weil er in der Nähe ist, können etwas Material für das Label aufnehmen, wenn sie es brauchen. Sie wollen zum Beispiel eine akustische Version von „Dangerous“.
Shaun Morgan:
Ich habe zuerst gesagt: „Auf keine Fall!“ Der Song hat zu viele bewegliche Teile und ich habe nicht geglaubt, dass das funktionieren könnte. Dann habe ich mir den Song angehört und ihn in seine Einzelteile zerlegt. Der Bass treibt den ganzen Song an. Der Bass hält die Strophen und die Refrains zusammen. Wenn man den Beginn außen vorlässt, ist der Song sehr gitarrenlastig. Eigentlich besteht der Rest des Songs aus Gitarren, die das ausmalen und ausfüllen, was der Bass macht. Wir haben versucht, Gitarrenteile zu schreiben, die andere (imaginäre) Gitarristen nicht spielen würden, und die so entfernt wie möglich vom Bass sind. In der Bridge wollten wir dann alles zusammen und auf den Punkt bringen.
Shaun Morgan:
Ich setze mich oft an den Bass und spiele einfach damit herum, denn wenn ich das Instrument wechsele, vor allem an einem Tag, an dem ich mich uninspiriert fühle, oder an einem Tag, an dem ich das Gefühl habe, dass nichts rauskommt und dass ich etwas neues ausprobieren muss, dann greife ich zum Bass oder programmiere Schlagzeug-Beats, um zu sehen, ob mich das inspiriert.
Evan Ball:
Ja. Habt ihr einen Lieblingssong vom neuen Album?
Dale Stewart:
Ich glaube, meiner ändert sich ständig. Je mehr man sich die Sachen anhört, desto mehr wechselt das. Aber es gibt einen Song namens „Wasteland“. Ich glaube, das ist im Moment meine Nummer eins.
Shaun Morgan:
Ich mag „Failure“ im Moment ziemlich gern. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr gehört und auf einmal war meine Frau in der Garage und hat an einigen Projekten gearbeitet und den Song gespielt und ich dachte: „Oh, ich liebe ihn!“ Das ist mein aktueller Lieblingssong, ganz klar.
Evan Ball:
Ja. Also gut. Lasst uns zum Schluss noch kurz über Gitarrensaiten sprechen. Welche Saitenstärken spielt ihr?
Dale Stewart:
Auf dem Bass spiele ich 105er, und im Studio gehen wir manchmal bis zur 45er. Für richtig tiefe Sachen mit ganz tiefen Stimmungen nehmen wir manchmal eine 1-10er. Ich liebe Ernie-Ball-Saiten.
Evan Ball:
Alles klar.
Dale Stewart:
Die habe ich auch schon benutzt, bevor ihr sie uns zur Verfügung gestellt habt.
Evan Ball:
Das freut mich.
Shaun Morgan:
Er hat viele von ihnen gekocht.
Dale Stewart:
Ja, damals habe ich viele Saiten von Ernie Ball gekocht.
Evan Ball:
Das ist eine neue Bass-Saiten-Technologie. Unser nächstes Projekt.
Dale Stewart:
Ja. Hightech.
Shaun Morgan:
Ich spiele meistens die 12er oder die 13er. Die 13er vor allem live, weil ich riesige Hände habe und eher spiele wie ein Vorschlaghammer, nicht mit viel Finesse. Außerdem finde ich, dass live alles viel besser in Stimmung bleibt, wenn ich das so mache. Ich kann mich richtig ins Zeug legen und sehr hart spielen, ohne dass die Stimmung darunter leidet. Die dickeren Seiten helfen definitiv dabei, den Ton zu verbessern. Ich spiele jetzt auch Gitarren von Music Man. Wenn diese beiden Dinge zusammenkommen, bin ich im Himmel. Das ist so ein toller Sound. Also ja, ich bin ein großer Fan. Wir arbeiten schon lange mit euch zusammen und können euch gar nicht genug danken.
Shaun Morgan:
Das war einer der coolsten Momente meines Lebens, wisst ihr das? Als ich unseren Bandnamen auf der Rückseite der Verpackung gesehen habe. Das war einer dieser Momente, in denen ich dachte: „Wow, das ist so cool.“
Evan Ball:
Ja. Das ist großartig. Du spielst außerdem eine StingRay-Gitarre, ist das richtig?
Shaun Morgan:
Ja, ich liebe sie. Ich habe einen Haufen davon in meiner Schatzkammer und bin bereit, auf Tour zu gehen und darauf rumzuhämmern. Sobald wir grünes Licht bekommen, sind wir sofort wieder unterwegs. Ich hoffe, dass die Leute das verstehen und wissen, dass wir wieder unterwegs sein werden, sobald die Zeit gekommen ist und dass wir diese schönen Saiten auf diesen schönen Instrumenten spielen werden.
Dale Stewart:
Ja, verdammt.
Evan Ball:
Alles klar. Nun, Shaun und Dale, vielen Dank für eure Zeit. Danke, dass ihr beim Podcast dabei seid. Ich kann es kaum erwarten, das neue Album zu hören.
Dale Stewart:
Ich danke euch.
Shaun Morgan:
Danke. Schön, dass du uns eingeladen hast. Das ist der erste Podcast, den ich je gemacht habe. Na gut, eigentlich nicht. Es ist mein zweiter. Aber das hier ist der erste, in dem es um Musik geht und ich freue mich, dass du uns eingeladen hast.
Sprecher 5:
Danke, dass du dir den Ernie-Ball-Podcast Striking A Chord angehört hast. Haltet Ausschau nach dem neuen Seether-Album. Ich hatte kein Latein, aber ich glaube, man spricht es Si Vis Pacem, Para Bellum aus. Wenn du Kontakt zu uns aufnehmen möchtest, schreib bitte eine E-Mail an [email protected]. (Musik).
Evan:
Shaun.
Shaun Morgan:
Ja, hallo.
Evan:
Hallo.
Shaun Morgan:
Wie geht's denn so? Ich habe gerade das Gespräch belauscht, unheimlich oder?
Dale Stewart:
Schön.