Joe Bonamassa began playing guitar when he was just four years old and hasn’t looked back since. He was featured across local news as the next "guitar prodigy," and by age 12 he was opening for B.B. King. Today, Bonamassa has amassed 22 number one albums on the Billboard Blues chart. In this episode, we speak to Bonamassa about his atypical childhood, his world-class guitar collection, the power of spite, and much more.
Evan Ball:
Hi, mein Name ist Evan Ball. Willkommen bei Striking A Chord, einem Podcast von Ernie Ball. Heute unterhalte ich mich mit Joe Bonamassa. Joe Bonamassa spielt Gitarre, seit er vier Jahre alt war, und hat seitdem nicht einmal zurückgeschaut.
Evan Ball:
Mit 12 hat er für B.B. King eröffnet, heute hat er 22 Nummer-eins-Blues-Alben auf dem Buckel. Wir sprechen heute über seine Arbeitsmoral und über das, was ich als übermenschlichen Antrieb und Entschlossenheit bezeichnen würde. Und genau deshalb spielt er so gut Gitarre. Außerdem reden wir über seine Kindheit, seine einzigartige Gitarrensammlung und er gibt ein paar Albumempfehlungen für Leute, die sich für Blues interessieren.
Evan Ball:
Noch eine kurze Anmerkung für unsere Hörer: Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben und über zukünftige Episoden informiert werden möchtet, folgt uns in eurer liebsten Podcast-App. Und nun ohne weitere Umschweife, meine Damen und Herren: Joe Bonamassa. Joe Bonamassa, herzlich willkommen in unserem Podcast.
Joe Bonamassa:
Danke. Jeder hat jetzt einen Podcast. Ich mache immer noch digitales terrestrisches Radio. Ich muss so hip werden wie ihr.
Evan Ball:
Alles klar, dann lass uns mal loslegen. Man sagt, dass du mit vier Jahren angefangen hast, Gitarre zu spielen.
Joe Bonamassa:
Genau.
Evan Ball:
Ein Vierjähriger ist ein ziemlich kleiner Mensch. Wie fängt man da an, Gitarre zu spielen?
Joe Bonamassa:
Nun, ich habe auf einer Erlewine-Chiquita-Gitarre angefangen, die in Texas hergestellt wurde. Das waren kleine Reisegitarren und ich glaube, die werden immer noch hergestellt. Eigentlich wollte ich aber immer ein E-Gitarrist sein, kein Akustikgitarrist.
Evan Ball:
Mit vier?
Joe Bonamassa:
Mit vier.
Evan Ball:
Yeah.
Joe Bonamassa:
Das liegt daran, dass ich damals vor allem Musik mit elektrisch verstärkten Instrumenten gehört habe, also wollte ich eigentlich nicht akustisch spielen. Also hat mein Vater … äh … der Weihnachtsmann mir eine E-Gitarre zu Weihnachten geschenkt. Und das war’s. So habe ich angefangen. Es war wirklich so einfach.
Evan Ball:
Der Antrieb war also schon da, also du noch ganz jung warst.
Joe Bonamassa:
Das war nur ein Aspekt. Ich war immer schon einer von den Getriebenen und habe immer sehr hart gearbeitet. Heute bin ich zum Beispiel schon seit 3:45 Uhr wach. Und … Ich wusste immer, was ich wollte. Mir hat sich nie die Frage gestellt, ob ich Gitarrist werden möchte oder nicht. Das war immer mein Weg im Leben.
Evan Ball:
Ja, es scheint eine Art Glücksfall zu sein, wenn man auf der einen Seite ein Kind mit Tatendrang und Talent hat und auf der anderen Seite einen Vater mit einer großen Gitarrenleidenschaft.
Joe Bonamassa:
Ja, ich bin in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen.
Evan Ball:
Genau.
Joe Bonamassa:
Mein Vater war in der dritten Generation Musiker. Mein Großvater war die zweite Generation. Mein Urgroßvater war die erste und ich bin die vierte. Und es war nie … Die Bonamassas sind seit vier Generationen im Musikgeschäft tätig. Es war einfach vorherbestimmt, wie man so schön sagt.
Evan Ball:
Wie schnell hast du das übernommen? Sofort?
Joe Bonamassa:
Absolut, ja. Ich habe nie davon abgelassen. Ich bin nicht reifer geworden oder habe zu diesem Zeitpunkt noch nichts gemacht. Ich bin nicht mehr gewachsen, seit ich 13 Jahre alt war. Ich wollte immer nur von Fender-Verstärkern und Gibson-Gitarren umgeben sein. Du bist jetzt in meinem Haus und wie du sehen kannst, habe ich dieses Ziel erreicht.
Evan Ball:
Ja. Ja. Wie schnell haben deine Eltern deine Leidenschaft für die Gitarre bemerkt?
Joe Bonamassa:
Wahrscheinlich, als ich sechs oder sieben Jahre alt war.
Evan Ball:
Okay.
Joe Bonamassa:
Da haben sie Sachen aus meinem Zimmer gehört, die möglicherweise ein bisschen fortgeschrittener waren, als sie hätten sein sollen. Aber wie gesagt, ich habe hart dafür gearbeitet. Das ist kein angeborenes Talent. Ich war und bin einfach hartnäckig. Und ich mag es. Und spiele wirklich gerne. Und ich genieße die Herausforderung dabei und wirklich alles daran.
Evan Ball:
Du glaubst nicht, dass du eine natürliche Begabung hast?
Joe Bonamassa:
Eine gewisse natürliche Begabung habe ich schon.
Evan Ball:
Yeah.
Joe Bonamassa:
Ich habe die Begabung, dass ich mich an jede Situation anpassen kann. Ich habe die Fähigkeit, in jeder musikalischen Situation selbstbewusst zu spielen. Das hat mir ein Typ namens Danny Gatton beigebracht, der meinen Musikgeschmack in den entscheidenden Jahren sehr geprägt hat. Er hat gesagt: „Du musst etwas über Jazz lernen. Du musst etwas über Country lernen. Rock ‘n‘ Roll. Blues. Du musst alles spielen können, wenn es nötig ist.
Joe Bonamassa:
Ich kenne viele Leute, die bloß Rockgitarristen sind, aber wenn sie Blues spielen sollen, knicken sie ein. Ich würde sagen, dass ich immer eher ein Tausendsassa war. Meister von nichts, quasi. Aber für mich funktioniert das.
Evan Ball:
Und wie hast du Danny Gatton kennengelernt?
Joe Bonamassa:
Ich habe ihn bei einem Festival kennengelernt.
Evan Ball:
Wie alt warst du da?
Joe Bonamassa:
Da war ich 11. Man kann es sich online in einem Video anschauen.
Evan Ball:
Das Zusammentreffen?
Joe Bonamassa:
Ja, von mir, wie ich mit ihm zusammensitze.
Evan Ball:
Yeah, yeah, yeah.
Joe Bonamassa:
Ich habe einfach … Er konnte nachvollziehen, was ich mache, weil er ein Kind mit einem Banjo und einer Gitarre war, das ständig von seinem Vater auf Festivals mitgenommen wurde. Er verstand mich also und hatte eine coole Telecaster und ich dachte: „Das ist der coolste Tag aller Zeiten.“
Evan Ball:
Wie viel hast du damals geübt?
Joe Bonamassa:
Oh Gott, so lange wie ich konnte. Wann immer meine Eltern es am Wochenende zugelassen haben und wenn ich Hausaufgaben aufhatte, habe ich sie schnell erledigt und habe sofort die Gitarre in die Hand genommen. Ich habe immer noch Angst davor, dass ich irgendwelche Arbeiten erledigen muss, weil ich einfach nur Gitarre spielen will. Das ist immer noch so und genau so geht es einem, wenn man aufwächst.
Evan Ball:
Ich nehme an, dass dein Vater dein erster Gitarrenlehrer war?
Joe Bonamassa:
Genau, mein Vater hat mir das Gitarre spielen beigebracht und mich eine Menge über das richtige Equipment gelehrt. Außerdem hat er mir gezeigt, wie ich laut spielen kann. Er ging durch die Schule der späten Sechziger und da galt: Lauter ist besser. Das denke ich heute noch.
Evan Ball:
Klar.
Joe Bonamassa:
Damals hatte man eine SG und einen großen Verstärker und konnte damit die Welt beherrschen. Man mochte es laut. Das war die eine Sache, wenn man damals in einer Band war oder als Solokünstler spielte. Wenn du Aufmerksamkeit erregen wolltest, musstest du lauter sein. B.B. war immer lauter. Er hatte immer einen Twin.
Joe Bonamassa:
Wenn er eine Note gespielt hat, sagten alle: „Wow, das ist unglaublich!“ Es funktionierte und stach heraus. B.B. spielte mit schlechten Absichten und mein Vater hat mir beigebracht, dass man gehört wird, wenn man mit schlechten Absichten spielt. Im Grunde ist das meine ganze … Das ist meine Vorgehensweise seit 30 Jahren.
Evan Ball:
Kam dein Vater jemals an den Punkt, an dem er das Gefühl hatte, dir alles beigebracht zu haben?
Joe Bonamassa:
Ja. Oh, es gab immer einen gesunden Wettbewerb zwischen uns beiden.
Evan Ball:
Okay.
Joe Bonamassa:
Wir waren immer Konkurrenten und er hat immer gesagt, dass ich mit sieben besser spielen würde als er. Irgendwie stimmt das nicht. Er ist ein sehr guter Gitarrist, aber ich war immer sehr wettbewerbsorientiert und wollte jeden schlagen. Ich war nie der Typ für eine Show. Es war immer so: „Es geht um’s Gewinnen. Nullsummenspiel.“ Und so bin ich immer noch. Ich bin in den letzten zehn bis zwölf Jahren etwas milder geworden, aber wenn Leute mir sagen, dass sie mich vor 15 Jahren getroffen haben, frage ich immer zuerst: „War ich nett?“ Das muss ich fragen, denn ich war manchmal auch nicht nett. Ich war hartnäckig und wettbewerbsorientiert, hatte einen langen, lustigen Namen und wollte einfach bemerkt werden. Ich wollte nicht in der Versenkung verschwinden und vergessen werden. Deswegen habe ich einen Stein im Brett.
Evan Ball:
Warst du nervös, wenn du in jüngeren Jahren vor Publikum spielen solltest oder hat sich das immer ganz normal angefühlt?
Joe Bonamassa:
Ich bin da so … Ich bin nicht gut in sozialen Situationen, aber wenn man mir eine Gitarre und ein großes Publikum gibt, bin ich cool. Ich bin so ruhig, wie nur möglich. Ich sitze da, bin ruhig und erzähle Witze. Das ist gar kein Ding. Ich bin unter vier Augen nervöser als vor einem großen Publikum. Im Grunde hat es mich einfach nie interessiert. Ich habe immer auf eine bestimmte Art und Weise gespielt, wusste, dass ich spielen kann und wusste, wie ich die Leute dazu bringe, auf mein Spiel zu reagieren. Ich spiele immer mit schlechten Absichten und das bedeutet, dass die Leute auf mich reagieren.
Evan Ball:
Man kennt dich als Gitarrensammler und im Grunde hast du ein Gitarrenmuseum von Weltrang. Was waren deine ersten Gitarren und warst du von ihnen sofort begeistert?
Joe Bonamassa:
Ja, zwei davon sind gerade hier. Meine erste Strat war eine 73er. Sie war ursprünglich rot und ich habe sie von allen signieren lassen. Meine erste Tele war eine japanische 85er und sie steht dort drüben. Das war nur eine Gitarre, ein Werkzeug.
Evan Ball:
Wie alt warst du, als du sie bekommen hast?
Joe Bonamassa:
Die 73er habe ich bekommen, als ich … ich weiß nicht … neun war.
Evan Ball:
Okay.
Joe Bonamassa:
Sie hat 275 Dollar gekostet, und ich glaube, wir haben sie von meinem Kommunionsgeld gekauft. Und der Rest ist Geschichte. Danach habe ich meine erste Gibson bekommen und das war eine Medaillon Firebird, bei der der Kopf gebrochen war. Sie hat 200 Dollar gekostet. Damals konnte man kaputte Sachen sehr billig kaufen. Man musste nicht so viel ausgeben … Diese Medaillon Firebird würde heute wahrscheinlich so mit dem kaputten Kopf 3500 oder 4000 Dollar kosten. Damals waren 200 Dollar erschwinglich. Damit konnte man keine Bank sprengen.
Evan Ball:
Du liebst Gitarren also sehr, aber sind sie für dich auch eine Art Wertanlage, analog zu einem Kunstsammler?
Joe Bonamassa:
Nun, ich habe zwei Meister. Ich diene beim Gitarren sammeln zwei Meistern. Ich habe Gitarren, die nie Tageslicht sehen. Ich habe Gitarren, die ich nur selten spiele. Ich habe Gitarren, die ich vielleicht ein- oder zweimal gespielt und dann in den Tresorraum gelegt habe. Sie sind neuwertig. Sie sind gut konserviert. Sie sind historisch. Sie sind extrem selten. Am Ende des Tages fragen die Instagram-Meckerköpfe: „Warum lässt du andere Leute die Gitarren nicht spielen?“ Ich sage dann: „Ja, entweder das oder man bewahrt die Geschichte und genau das mache ich.“ Der Großteil meiner 400 Gitarren bewahrt die Geschichte. 45 von den 400 spiele ich im Wechsel. Strats, Teles, Les Pauls, Ernie-Ball-Gitarren, Sunburst-Les-Pauls, Gold Tops, 335er. Aber die erhaltenen, die Blonde 335er oder die wirklich neuwertigen Sunburst-Les-Pauls oder wirklich neuwertigen Flying Vs und all die anderen Sachen in meiner Sammlung … Warum in aller Welt sollte ich sie mitnehmen und auf Tour zerstören, wenn ich genug andere Gitarren habe, auf denen ich spielen kann? Ich schätze mich sehr glücklich, das zu haben.
Joe Bonamassa:
Man muss beiden Meistern dienen. Möchte man die Geschichte bewahren oder ist das Ego so groß, dass man sagt: „Es ist mir egal, ob ich dieses Ding zerstöre, dass Leo Fender 1952 gebaut hat und das seit 70 Jahren erhalten wurde.“ Mein Ego ist nicht so groß. Ich spiele einfach auf einer anderen Gitarre. Ich bewahre, die Gitarren und Verstärker, die völlig einwandfrei sind und spiele auf denen, die es nicht sind.
Evan Ball:
Ich nehme an, du hast ein Endorsement bei Fender und Gibson.
Joe Bonamassa:
Ich habe keine Endorsements.
Evan Ball:
Wirklich nicht? Okay. Ich dachte, weil die Gitarren, die du spielst solche sind, die man zuerst ausgraben und kaufen muss.
Joe Bonamassa:
Nun, ich habe mit Gibson einen Deal seit … Wir haben seit 20 Jahren einen Handshake-Deal. Ich habe elf Signature-Modelle, wir machen jedes Jahr eine Epiphone zusammen und ich habe einen Deal für Epiphone. Mit Fender arbeite ich auf einer Art Händlerbasis zusammen. Den Signature Fender Twin haben wir in Auftrag gegeben und verkauft. Bis heute haben wir über die Website 500 Stück verkauft. Nächstes Jahr erscheint eine Replik meiner NoCaster und sie wird auf 100 Stück limitiert sein. Wir werden sie ausschließlich über unsere Website verkaufen. Hier sieht der Deal also anders aus. Ich habe mit jedem einen anderen Deal. Ich habe keinen Agenten. Ich habe keinen Promoter. Ich habe kein Majorlabel. Ich habe mein eigenes Label. Wir promoten unsere Shows selbst. Wir buchen unsere Shows selbst. Was ich mache steht also dem diametral gegenüber, was alle anderen zu machen scheinen. Sie werden zur Weihnachtsfeier von William Morris eingeladen. Ich werde nie zu sowas eingeladen.
Evan Ball:
Wir haben eine Ernie-Ball-Weihnachtsfeier, zu der du kommen kannst.
Joe Bonamassa:
Ja, Sterling wird mich einladen. Das wäre großartig.
Evan Ball:
Ich würde gerne nochmal kurz auf deine Kindheit zurückkommen. Du hattest keine typische Kindheit. Ich frage mich: Wie hast du die Schule, dein soziales Leben und deine frühe Karriere unter einen Hut gebracht?
Joe Bonamassa:
Nun, ich habe kein typisches Leben. Nicht einmal ein typisches soziales Leben oder eine typische Kindheit. Ich habe überhaupt kein typisches Leben. Ich meine … Schau dich mal um. Kommt dir das normal vor? Ich wollte mich nie an den Rest anpassen. Ich wollte mich nie an bestimmte gesellschaftliche Normen halten, an bestimmte … ganz normale Verhaltensweisen. Ich wollte immer meinen eigenen Weg verfolgen. Ich bin als Kind nicht zum Abschlussball gegangen oder so. Niemand hat mich gefragt. Ich hatte nichts davon. Ich war ein echter … Ich bin ein Einsiedler. Ich bin ein sozialer Einsiedler und das ist keine Sache, auf die ich stolz bin, aber so bin ich nunmal.
Joe Bonamassa:
Es sorgt dafür, dass ich gut in meinem Job bin und ich habe mein Leben niemals so betrachtet: „Ich muss bis zu einem bestimmten Alter verheiratet sein. Ich muss bis zu einem bestimmten Alter Kinder haben. Ich muss dieses oder jenes bis zu einem gewissen Alter haben.“ Ich habe mich diesen gesellschaftlichen Normen nie unterworfen, weil ich weiß, dass ich flexibel bin und mein Leben auf eine bestimmte Art und Weise gestalten kann, um gut in meinem Job zu sein. Und ich habe mein ganzes Leben meinem Job gewidmet. Das ist alles. Ich bin ein Gitarrist, ein arbeitender Gitarrist. Und ich habe viele Freunde oder andere Leute in der Branche gesehen, die gestolpert sind, weil ihnen das reale Leben in die Quere gekommen ist. Sie mussten Kompromisse machen und man kann keine Kompromisse machen. Wenn du eine einzigartige Vision hast, musst du sie durchziehen. Da muss auch keiner sagen „Oh je, das ist ziemlich traurig“. Es ist ein persönliche … Glück ist eine persönliche Entscheidung. Ich meine, ich bin glücklich. Ich bin glücklich darüber, das zu tun und glücklich darüber, es auf diese Weise zu tun.
Joe Bonamassa:
Das ist ein einzigartiges Leben und ich kann dir sagen, dass ich bis jetzt niemanden getroffen habe, der so arbeitet und ich bin stolz auf die Tatsache, dass ich die einzige verrückte Person auf der Welt bin, die das durchzieht.
Evan Ball:
Es hat sich bewährt.
Joe Bonamassa:
Es hat gut geklappt.
Evan Ball:
Konntest du weiter zur Schule gehen, als du jünger warst?
Joe Bonamassa:
Ich bin terrestrisch zur Schule gegangen, bis ich in der 11. Klasse war. Dann wurde ich für die 12. Klasse unterrichtet und habe die High School abgeschlossen. Das habe ich gemacht, weil meine Mutter gesagt hat „Niemand mag einen dummen Blues-Jungen“ und ich stimme ihr zu. Jetzt habe ich ein Stück Papier, auf dem steht, dass ich nicht ganz so dumm bin, wie man meinen könnte. Für mich sind Intellekt und Noten aber auch nicht das Gleiche. Viele Menschen, die ich kennengelernt habe, sind College-Absolventen. Arrogante College-Absolventen. Und jeder sagt dir, dass die klügste Person im Raum der dümmste Typ ist. Das ist das erste, was du im Musikgeschäft lernst; das erste, was du in jedem Geschäft lernst.
Joe Bonamassa:
Ich habe diese ganze Sache mit dem Stück Papier, das dir sagt, ob du gesunden Menschenverstand hast oder nicht, nie verstanden. Und ich handle nach gesundem Menschenverstand. Ich versuche, ehrlich zu mir selbst zu sein, ein guter Mensch zu sein und eher zu geben als zu nehmen und all das. Ich kümmere mich nicht darum, ob andere mehr haben als ich. Das ist eins der schlimmsten Dinge, die man tun kann. Dann macht man sich Sorgen darüber, was jemand anderes hat oder was man nicht bekommen hat und hat Durchhänger. Das muss man an den Nagel hängen. Wenn du das Glück hast, deinen Lebensunterhalt im Jahr 2019 im Musikgeschäft verdienen zu können oder zumindest ein bisschen davon leben zu können, gehörst du zu den wenigen Menschen, denen das möglich ist.
Evan Ball:
Ja. Okay, lass uns eine kurze Pause machen und dann schauen wir mal, ob Joe Bonamassa je von populären Trends in der Musik in Versuchung geführt wurde.
Sprecher 4:
Kennst du schon die neuen Slinky Sets von Ernie Ball? Wir stellen dir die Primo-Slinky-, die Ultra-Slinky-, die Mega-Slinky-, die Burly-Slinky- und die Mammoth-Slinky-E-Gitarrensaiten vor. Finde die perfekte Saitenstärke für dich. Vielleicht die Primo Slinkys, mit 9.5 auf dem hohen E und 44 auf dem tiefen E. Vielleicht bist du aber auch ein Drop-Tuner. Dann schau dir mal die Mammoth Slinkys an, unser 12- bis 62er-Set. Ernie Ball hat Slinkys für alle. Mehr Informationen gibt es unter ernieball.com oder bei deinem Lieblingsgitarrenhändler. Hol dir noch heute welche.
Evan Ball:
Eigentlich hast du das schon beantwortet, aber Blues ist nicht gerade das typische Einsteigergenre für junge Leute.
Joe Bonamassa:
Nein.
Evan Ball:
Hat populäre Musik dich jemals angezogen? Wir sind ungefähr im gleichen Alter. Als du ein Teenager warst, wurden Nirvana gerade bekannt. Dachtest du da „Oh, ich will ein Grunge-Rocker sein“?
Joe Bonamassa:
Nein.
Evan Ball:
Bist du total immun gegen sowas?
Joe Bonamassa:
Wenn etwas im Radio populär war, wollte ich mich nicht damit beschäftigen.
Evan Ball:
Okay.
Joe Bonamassa:
Ich wollte nichts mit Musik zu tun haben, die im Radio populär war. Ich wollte mir nicht vorschreiben lassen, was ich mag. Ich nie ein Mitläufer. Das war ich nie und werde ich nie sein. Es gibt extrem viele unterschiedliche Sachen, es ist wie … Ich war heute in einem Studio, um eine Session aufzunehmen und da gab es so eine „Wall Of Fame“ mit Platinalben und so und da denkt man „Ich habe von diesen Kids noch nie was gehört“. Man denkt: „Was zur Hölle? Wer sind diese Leute?“ Und dann habe ich auf meinem Handy nachgeschaut und diese Leute haben 50 Millionen Follower bei Instagram. Sie erklären sich selbst zum König oder zur Königin eines jeden Landes ihrer Wahl.
Joe Bonamassa:
Aber nochmal: Ich bin nicht in diese Sache eingestiegen, um berühmt zu werden. Ich bin in diese Sache eingestiegen, weil ich Gitarren spielen und mehr Gitarren kaufen wollte. Das habe ich erreicht. Wenn man einigermaßen Erfolg hat, wird man aber auch bekannt und dieser Teil meines Lebens ist schwierig für mich, weil ich nicht danach suche. Ich bin nicht auf der Suche nach Bewunderung oder danach, dass Leute ein Foto von mir machen oder danach, dass ich im Restaurant bemerkt werde. Das ist mir egal. Das ist der Grund dafür, dass es den Typen im Anzug gibt. Er ist ein Charakter, den ich auf der Bühne spiele und den ich um 22:10 Uhr zur Seite lege. Er kommt um 20 Uhr raus und ich lege ihn um 22:10 Uhr weg. Der Rest ist nur Nerd-Dasein und das ist toll.
Evan Ball:
Wann hast du angefangen, live zu spielen?
Joe Bonamassa:
Mein erster …
Evan Ball:
Als „Smokin’“ Joe Bonamassa?
Joe Bonamassa:
Mein erster bezahlter Gig war vor 30 Jahren im November. Am 8. November 1989. Das war der erste bezahlte Gig.
Evan Ball:
Okay, und ab da ging es kontinuierlich weiter?
Joe Bonamassa:
Von 1989 bis 1996 war alles ziemlich kontinuierlich. Dann gab es eine dreijährige Lücke, in der ich nicht wirklich viel gespielt habe, weil ich an einer Platte und an meiner Gesangsstimme gearbeitet habe. Wir sind zwar immer noch aufgetreten, waren aber nicht auf Tour. Um 1999 und 2000 herum gingen wir wieder auf Tour und ich habe nie zurückgeschaut.
Evan Ball:
Okay, hat das Jane-Pauley-Segment deine Karriere ins Rollen gebracht?
Joe Bonamassa:
Ja, das hat es. Ich arbeite seit 28 Jahren mit demselben Manager zusammen und so habe ich ihn vor 28 Jahren kennengelernt. Wenn man jemanden im Musikgeschäft fragt, wie lange er schon mit seinem Manager zusammenarbeitet, lautet die Frage üblicherweise „Wei viele Monate?“. Das ist eine Frage von … Roy und ich arbeiten seit 28 Jahren zusammen und unsere Beziehung ist sehr einzigartig, weil wir so arbeiten. Unser Geschäftsmodell ist anders. Unsere Arbeitsweise ist anders. Dass wir schon so lange zusammenarbeiten ist anders als bei jedem anderen. Also, es ist interessant.
Evan Ball:
Ja, du hattest die Möglichkeit, einen Großteil deiner Karriere selbst zu kontrollieren, weil du dein eigenes Label und deine eigene Promoagentur gegründet hast.
Joe Bonamassa:
Ja.
Evan Ball:
Was meinst du: Was für ein Team braucht man heutzutage oder was sind die wichtigsten Zutaten, wenn man es in der Branche schaffen will?
Joe Bonamassa:
Wenn man … nun ja … mein Modell betreiben möchte? Man sollte auf sich selbst vertrauen können. Man braucht die Bereitschaft, Risiken einzugehen und darf nicht das Bedürfnis haben, Sir Edmund Hillary zu sein. Du musst die Fahne nicht auf dem Gipfel des Berges aufstellen. Du musst nicht der König oder die Königin sein. Aber du kannst einen anständigen Lebensunterhalt im Musikgeschäft verdienen und dir eine sehr nette, loyale Fangemeinde aufbauen, wenn du einfach ehrliche Musik für Leute spielst, die sie hören wollen und wenn du vor die Tür gehst und diese Fans findest. Wenn du gern lettische Polka spielst, wirst du Leute finden, die gern lettische Polka hören. Du musst nur loslegen und sie finden. Wenn du Blues spielst, gibt es Leute, die gerne Blues. Im Musikgeschäft wird einem beigebracht, dass alles unmöglich ist. Promoter sagen dir, dass es unmöglich ist, eine Show zu promoten, wie bei Einstein und der Spaltung eines Atoms. Es sei, als würde man E=MC² ausrechnen und das Ergebnis auf ein perfektes Hundertstel runden.
Joe Bonamassa:
Das stimmt nicht. Du selbst musst für dein Geschäft verantwortlich sein. Du hast als Musiker eine finanzielle Verantwortung dir selbst gegenüber, denn viele Leute sagen: „Ich hatte ein wenig Erfolg im Musikgeschäft, aber ich wurde beschissen.“ Im Ernst, wie oft hast du das schon gehört? Nun, wenn du nicht weißt, wie du das Geld verdient hast, wohin es gewandert ist, woher es kam und wie es dich wieder verlassen hat, hast du dich nicht richtig darüber informiert, was vor sich gegangen ist. Es ist wirklich wichtig, dass du das machst, denn wenn nicht, wirst du am Ende verbittert sein und allen anderen die Schuld geben. Wie heißt der alte Blues-Song? Nobody’s Fault But Mine.
Evan Ball:
Gibt es einen bestimmten Zeitraum, in dem du als Gitarrist am meisten gewachsen bist? Du hast dich eben ja zum Beispiel auf das Video mit Danny Gatton bezogen. Das ist glaube ich das Video, in dem ich dich gesehen habe, als du elf oder zwölf warst.
Joe Bonamassa:
Ja, da hatte ich einen weißen Hut an.
Evan Ball:
Ja, okay. Und du hattest schon .. Ich meine, in diesem Alter hast du offensichtlich viel gelernt, von null auf wo auch immer du jetzt stehst.
Joe Bonamassa:
Nun ja. Ich glaube, das sich in den letzten sieben bis zehn Jahren am besten gespielt habe. Ich glaube, dass ich eine Art Metamorphose hatte oder sogar Metamorphosen, je nachdem, ob ich eine oder mehrere hatte. Das war, als ich 31 oder 32 Jahre alt war. Da habe ich es herausgefunden. Das war die Kombination aus der Fähigkeit, eine Melodie zu komponieren, technischem Können und der Fähigkeit, ein Publikum zu erreichen. Und sich auf einer größeren Bühne wohlzufühlen, denn wenn man zum ersten Mal auf einer größeren Bühne spielt als gewohnt, denkt man: „Oh Mein Gott, das ist, als würde man im Disneyland spielen oder so.“ Man muss wissen, wie man solche Situationen nutzen kann. Du musst diese großen Bühnen klein wirken lassen, sie so intim machen wie einen Club und das bedeutet, dass man auch für den hinteren Teil des Raumes spielt. Man muss dort das Bühnenhandwerk beherrschen, das ich in Clubs nicht gebraucht habe, weil die Bühnen dort so groß waren wie diese Couch.
Evan Ball:
Ja. Außerdem habe ich im Internet noch eine andere Dokumentation gesehen. Ich glaube, es war die Bloodline-Dokumentation. Da warst du ungefähr 16, meine ich.
Joe Bonamassa:
Ja.
Evan Ball:
Man konnte deine Entwicklung deutlich erkennen. Du hast viel ausgefeilter gespielt als in dem vorherigen Video, das ich gesehen habe und du scheinst zu der Zeit ziemlich gut gewesen zu sein.
Joe Bonamassa:
Ich war damals ein Bastard. Ich war ein kleines Kind mit einem großen Ego und ich war einfach … Ich war furchtbar. Ich war getrieben und furchtbar. Es war furchtbar. Ich bin froh, dass ich das zugeben kann. Ich bin in meinem Leben durch Phasen gegangen, in denen …
Evan Ball:
In welcher Hinsicht warst du furchtbar? Zu anderen Menschen?
Joe Bonamassa:
Nein, ich war nicht grässlich … Ich war nie furchtbar zu anderen Leuten, die es nicht verdient hatten. Ich war nur … Ich war ein kleiner Narzisst, lief herum und wusste dass ich spielen konnte und war eben noch ein Kind. Ich wollte mir nehmen, was mir nicht gegeben wurde. Ich hätte das Dorf niedergebrannt, wenn es hätte sein müssen. Und dieses Verhalten habe ich mit in meiner Zwanziger genommen. Ich war wahrscheinlich 25 oder 26, als ich damit aufgehört habe. Aber nochmal, ein Kind mit langem Nachnamen zu sein und ein Kind mit … Es hat sich immer so angefühlt, als würde ich zurückgelassen werden und das wollte ich nicht. Ich wollte nicht herumstehen und darauf warten, dass mich jemand aus der Vergessenheit holt. Ich wollte die Glocke läuten, sodass alle sie hören.
Evan Ball:
Wie ist es denn zu Bloodline gekommen? Das war eine Band, in der du mit 16 warst?
Joe Bonamassa:
Ja, mein Manager Roy stellte mich damals einigen Labels vor und wir fanden heraus, dass es schwer ist, ein fettes 13-jähriges Kind zu verkaufen, das nicht singt. Wer hätte das gedacht? Also haben wir beschlossen, eine Band um mich herum zu gründen und wir fanden all diese Söhne von …
Evan Ball:
Also hat im Grunde Roy die Band Bloodline gegründet?
Joe Bonamassa:
Nun, es war … Roys Firma hat den Impuls gegeben.
Evan Ball:
Mit Roy als dein Manager?
Joe Bonamassa:
Manager, genau. Und sein Vater. Wir haben dann all diese Typen gefunden, die zufällig die Söhne von berühmten Musikern waren und weil wir uns sehr bemüht haben, haben wir mit der Hilfe von einer Frau namens Nancy Brennan einen Plattenvertrag mit EMI Records bekommen und unterschrieben. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist dass wir ins Studio gegangen sind und eine Platte mit dem großartigen, inzwischen verstorbenen Joe Hardy in Memphis, Tennessee aufgenommen haben. Das war sehr seltsam für mich, weil es zwischen einem 15-, 16-Jährigen und einem 22-Jährigen einen riesigen Generationenunterschied gibt.
Evan Ball:
Okay, also waren die anderen Jungs ungefähr 22?
Joe Bonamassa:
Ja, 22, 23, 24. Es gibt da einen riesigen Unterschied im Alter und bei der Erfahrung und bei dem, was man macht. Es ist einfach anders. Diese Jungs wollten Rockstars sein. Sie wollten Mädchen nachjagen, nicht so hart arbeiten, Gras rauchen und Rockstars sein, was toll ist. Das ist das, was jeder 20 … Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Ich war ein kleiner Bastard, der arbeiten, Gitarre spielen und etwas erreichen wollte. In dieser Band habe ich gelernt, was man nicht tun sollte. Und ich habe dort gelernt, dass ich singen muss, weil ich nie wieder in einer Band mit einem Sänger spielen wollte, der Angst vor Erfolg hat. Ich war in der Lage, all das zu identifizieren und es später auch bei anderen Menschen zu sehen.
Joe Bonamassa:
Die Fehler, die ich selbst zu dieser Zeit gemacht habe, waren zum Glück nicht fatal. Ich glaube, wenn ich 25 gewesen wären und so gehandelt hätte oder weniger Ahnung gehabt hätte, wäre das für meine Karriere viel fataler gewesen. Ich wäre sofort abgeschrieben worden. Aber so konnte ich mit 20 ein neues Leben beginnen.
Evan Ball:
Habt ihr denn ein Album veröffentlicht?
Joe Bonamassa:
Wir haben ein Album für EMI gemacht, sind auf Tour gegangen und es lief gut. Aber wir waren nicht großartig. Dann haben wir versucht eine zweite Platte zu machen und sie haben mich rausgeschmissen. Sie wollten ohne mich weitermachen und eine andere Richtung einschlagen. Das Label hatte genug, der Manager hatte auch genug. Danach hätte es so aussehen können: Ich bin 18 Jahre alt und auf eigene Faust unterwegs. Ich bin 19 Jahre alt und auf eigene Faust unterwegs. Ich singe nicht. Ich habe keine Songs. Ich habe keine Perspektive und lebe zuhause. Ich bin ein fettes Kind aus Utica, New York. Die Karriere ist dann vorbei, denke ich.
Evan Ball:
Hat das den Ausschlag gegeben, mit dem Singen anzufangen?
Joe Bonamassa:
Genau das war der Anstoß. Pure Bosheit. Reine Bosheit.
Evan Ball:
Okay.
Joe Bonamassa:
Weißt du, ich habe ein Haus in Nashville. Dort gibt es viele Rooftop-Bars und diese Geschichte wird dir zeigen, wie kleinlich ich bin. Ich bin mit meiner Freundin in einer Rooftop-Bar gegenüber von meinem Haus etwas trinken gegangen und wollte mit ihr rumhängen. Auf meinem Haus gab es keine Lichter auf der hinteren Terrasse. Wie du siehst, sammle ich gern Schilder. In der Bar hatten sie so dermaßen den Kopf in ihrem Hintern und sie konnten nicht … Sie waren sehr abweisend und zu hip für uns, also sind wir schließlich woanders hingegangen. Und ich sagte mir: „Ich will mein Dach so einrichten, dass es besser aussieht als ihre Bar“, die auf dem Hoteldach war. Sie hatten sogar einen Bus darauf.
Joe Bonamassa:
Das habe ich aus reiner Bosheit getan. Ich ging los, kaufte ein paar rosa Flamingos und ein paar Palmen, beleuchtete alle Schilder im Haus und dann gingen wir nochmal rüber und haben uns mein Haus von unserem Platz aus angeschaut. Es sah besser und einladender aus als der Schuppen, für den sie Eintritt haben wollten. Das war pure Bosheit.
Evan Ball:
Meine Damen und Herren, die Macht der Bosheit.
Joe Bonamassa:
Nein, nein. In der Bosheit liegt eine große Kraft, denn wenn man so tickt wie ich, kann man die Bosheit singen. „Ich werde es diesen Typen zeigen. Ihr wollt mich aus der Band schmeißen? Ich werde es ihnen zeigen.“ Und das habe ich getan. Und weißt du, was der Antrieb dabei war? Pure Bosheit. Ich gebe gerne zu, dass ich ein kleinlicher, boshafter Mensch bin.
Evan Ball:
Aber nicht jeder kann sich dafür entscheiden, Sänger zu werden. War dir immer klar, dass du das kannst?
Joe Bonamassa:
Ich bin kein großer Sänger. Ich habe gelernt, ganz gut zu werden. Wenn man auf einem gewissen Niveau Gitarre spielt, kann man die Stimmung mitgestalten oder erkennen, wann sie schlecht ist.
Evan Ball:
Richtig.
Joe Bonamassa:
Ich habe einfach sehr hart daran gearbeitet. Ich wusste, dass es ein harter Kampf werden würde. Ich wollte nicht Paul Rodgers sein. Ich wollte nicht nur meinen Mund aufmachen und sagen: „Hier bin ich, Leute! Hört mein Gebrüll!“ Das sollte nicht passieren. Mir hat sich nie die Frage gestellt, ob ich als größter Sänger aller Zeiten in die Geschichte eingehe. Ich musste nur selbstbewusst genug werden, um eine Melodie singen zu können und Platten aufzunehmen.
Evan Ball:
Für dich hat also alles so früh angefangen, dass du dich nie wirklich fragen konntest, was du machen möchtest, wenn du mal erwachsen bist. Du hast deine Leidenschaft schon früh gefunden. Hast du dich jemals gefragt, wie dein Leben in einem alternativen Universum ausgesehen hätte, wenn du nie eine Gitarre in die Hand genommen hättest?
Joe Bonamassa:
Ich wäre wahrscheinlich beim FBI gelandet.
Evan Ball:
Ja?
Joe Bonamassa:
Ja, ich mag es, Türen einzuschlagen und das Richtige zu tun. Einer dieser Typen mit dem großen Hammer zu sein.
Evan Ball:
Yeah.
Joe Bonamassa:
Ich weiß nicht, wahrscheinlich wäre ich in der Strafverfolgung oder so. Aber weißt du, eine der Sachen, die ich … Ich sage den Leuten immer, dass wenn sie interessiert sind oder es nicht sind, ich die Information vielleicht weitergeben. Ich hatte nie einen Plan B. Plan B war nicht in meinem Credo. Und ich fand Plan B beängstigend. Ich denke, wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst, zwingt dich das dazu, kreativer und zielstrebiger zu sein, weil du dann sagst: „Ich akzeptiere kein Nein als Antwort. Niemand klopft an meine Tür. Niemand bittet mich, mit ihnen zu spielen. Niemand hat mich gebeten, irgendwas zu tun. Ich werde einfach meinen eigenen Sandkasten bauen.“
Evan Ball:
Wie viele Alben hast du schon veröffentlicht? Ich kenne dein erstes.
Joe Bonamassa:
38.
Evan Ball:
38?
Joe Bonamassa:
Ja.
Evan Ball:
Also seit 2000, glaube ich?
Joe Bonamassa:
22 waren auf Platz eins, was in den Billboard Blues Charts der Rekord ist. Wir halten den Rekord für meisten Nummer-eins-Platzierungen in den Blues Charts. Wir sind zwei Nummer-eins-Alben davon entfernt, den Rekord in allen Charts zu brechen, was kein Beweis für meine Fähigkeiten oder sonstwas ist. Es ist ein Beweis für die Loyalität und die Freundlichkeit meiner Fans, die immer und immer wieder herkommen.
Evan Ball:
Das ist großartig. Hast du … Gibt es einen Rekord für die meisten Alben? 38 ist ziemlich beeindruckend.
Joe Bonamassa:
B.B. King hat etwa 60 Platten veröffentlicht.
Evan Ball:
Du wirst sie bekommen.
Joe Bonamassa:
Nein, die meisten Nummer-eins-Alben in einer einzigen Kategorie hat George Straight für den Country-Bereich.
Evan Ball:
Okay.
Joe Bonamassa:
Wir haben 22 Nummer-eins-Blues-Alben. Wir versuchen aber, jedes Jahr ein bisschen was aufzunehmen. Im kommenden Jahr gehen wir in die Abbey Road Studios und werden dort Songs spielen und sie aufnehmen und ein Album daraus machen. Das wird großen Spaß machen und das ist eine der Sachen, die ich in meinem Leben noch machen möchte.
Evan Ball:
Wow, das ist cool. Und wie oft gehst du auf Tour?
Joe Bonamassa:
Zweimal im Jahr, vielleicht dreimal im Jahr. Wir touren im Frühling, im Herbst und ein bisschen im Sommer.
Evan Ball:
Ist dadurch der Großteil des Jahres abgedeckt?
Joe Bonamassa:
Ja, wir sind 100 Tage unterwegs. Wir spielen etwa 100 Shows im Jahr. Du kannst nicht 100 Shows am Stück spielen, also ist man etwa 220 Tage unterwegs.
Evan Ball:
Möchtet ihr eine Pause machen?
Joe Bonamassa:
Ja, das möchte ich.
Evan Ball:
Ja?
Joe Bonamassa:
Ich mache das jeden Tag. Ich werde jeden Tag von Verpflichtungen überrollt. So ist das halt. Wenn man ein arbeitender Musiker ist und einen ansehnlichen Betrieb hat, muss man Dinge erledigen. Du kannst dann nicht einfach verschwinden und in den Hintergrund treten und sagen „Nun, ich werde mich nicht darum kümmern“, denn man muss sich darum kümmern. Wie heute: Ich habe auf Dions Platte gespielt und wie kann man zu Dion Nein sagen? Er war dort im Surf Ballroom mit dem Big Bopper und Buddy Holly und Ritchie Valens, Dion. Also habe ich heute auf seiner Platte gespielt und fühle mich geehrt. Wie kann man dazu Nein sagen?
Evan Ball:
Richtig.
Joe Bonamassa:
Das kann man nicht. Er ist ein Freund von mir und wir kennen uns schon lange. Er kam mit diesem tollen Song um die Ecke und ich habe ein bisschen Slide-Gitarre dazu gespielt. Es hat Spaß gemacht und war sehr erfüllend. Wir sind arbeitende Musiker.
Evan Ball:
Wie sieht ein normaler Tag auf Tour aus, wenn du nicht zuhause bist?
Joe Bonamassa:
Nun, das hängt davon ab, ob wir am Abend vorher einen Showtag haben oder nicht. Wenn wir in der Nacht davor eine Show haben oder, Gott bewahre, sogar drei hintereinander, stehe ich nicht vor 13 oder 14 Uhr auf. Wenn ich einen freien Tag habe und nicht zu sehr unter Druck stehe, wache ich um 8 oder 9 Uhr morgens auf. Aber an Showtagen ist meine Energie darauf ausgelegt, um 20 Uhr ihren Höhepunkt zu erreichen. Um 20 Uhr gibt man sein Bestes. Manchmal ist der Soundcheck ein bisschen schief und ich singe nicht so gut. Er ist definitiv nicht so stark, aber um 20 Uhr steht dir alles zur Verfügung. Du hast die Stimme und alles andere auch.
Joe Bonamassa:
Es ist also alles darauf ausgelegt, Energie zu sparen. Alles ist darauf ausgelegt, die Dinge zum Laufen zu bringen und die bestmögliche Show für die Fans abzuliefern. Mein ganzes Leben ist dem gewidmet.
Evan Ball:
Ja. Wann hast du denn Zeit, um nach alten Gitarren, Verstärkern oder Schildern Ausschau zu halten?
Joe Bonamassa:
Nun, um 14 Uhr.
Evan Ball:
Okay.
Joe Bonamassa:
Ja, ich stehe um 14 Uhr auf. Mein Busfahrer Steve ist sehr gut in seinem Job. Oder wir leihen uns ein Auto, fahren durch die Stadt und plündern. Wir plündern einfach oder ich gehe rein und sehe Sachen. Normalerweise sind das Sachen an der Wand, die nicht zu verkaufen sind. Dabei habe ich den meisten Spaß, wenn ich …
Evan Ball:
Die Verhandlung. Du machst einen Deal.
Joe Bonamassa:
Die Verhandlung ist der größte Spaß.
Evan Ball:
Okay.
Joe Bonamassa:
Wenn es zu einfach ist, ist das, als würde man in einem Fass fischen. Wenn ein Kerl dann noch etwas ruchlos und ein Griesgram ist, dann habe ich wirklich meinen … Es ist ein Spaß, weil es eine Geschichte ist.
Evan Ball:
Was möchtest du in deinem Leben noch erreichen, was steht noch auf deiner „Bucket List“?
Joe Bonamassa:
Das Apollo Theater in New York City.
Evan Ball:
Okay.
Joe Bonamassa:
Das war’s. Ich möchte nicht im Madison Square Garden spielen. Ich habe schon in Arenen gespielt und das ist okay, und das ist ein legendärer Ort, aber für mich ist das Apollo Theater der coolere Ort.
Evan Ball:
Hast du schon Dinge auf deiner Bucket List abgehakt?
Joe Bonamassa:
Alles.
Evan Ball:
Ja?
Joe Bonamassa:
Alles. Ich habe jede Gitarre, die ich jemals haben wollte. Ich habe an jedem Ort gespielt, an dem ich jemals spielen wollte. Ich hatte in den letzten 20 Jahren sehr viel Glück.
Evan Ball:
Lass uns über Saiten sprechen. Welche Saiten spielst du?
Joe Bonamassa:
Ich bin seit … oh mein Gott … 15 Jahren Ernie-Ball-Endorser. Und die Familie Ball war sehr großzügig zu mir, extrem großzügig. Nicht nur mit ihren Endorsements, sondern auch mit ihrer Freundschaft und ich betrachte sie als Familie, sie alle. Dich auch, denn du bist der Enkel von Ernie Ball. Und Sterling ganz besonders, weil er mir auf einer persönlichen Ebene immer den Rücken stärkt. Ihm ist es egal, ob ich Gitarre spiele oder nicht. Ihm ist auch egal, welche Saiten ich spiele. Es ist ihm egal, welche Saiten ich spiele, aber hält mir auf persönlicher Ebene immer den Rücken frei und das werde ich nie vergessen. Besonders in einer dunklen Phase meines Lebens, als ich in einen Haufen Scheiße getreten bin und er der erste war, der mir die Hand gereicht hat und gesagt hat: „Hör mal, mach dir keine Sorgen. Lande auf den Füßen.“
Joe Bonamassa:
Und die Saiten, die ich benutze, würde man am ehesten als Burly Slinkys bezeichnen, 11er bis 52er. Früher habe ich auf meinen Fender-Gitarren 10er bis 40er und 48er benutzt, auf der Gibson waren es 11er bis 52er. Irgendwann bin ich dann bei allem auf 11er bis 52er übergegangen. Ich finde es gut, dass man die 11er in den Höhen, den Tiefen und den tiefen Tiefen hart anschlagen kann, die Saiten aber trotzdem gestimmt bleiben. Man kann harte Bends einbauen, ohne sich sorgen zu müssen, dass man gleich einen Karpaltunnel bekommt. Die Seite ist immer noch slinky genug (Wortspiel unbeabsichtigt), bleibt aber richtig gestimmt und klingt durch den Verstärker fett. Das ist einfach meine Lieblingsseite und ich benutze die 11er bis 52er auf Gibson-Gitarren seit 20 Jahren oder länger. Auf Fender-Gitarren ist es, abhängig von der Situation, dasselbe.
Evan Ball:
Du spielst also die standardmäßigen Nickel-Plated-Slinkys?
Joe Bonamassa:
Ja, ich mag Nickel-Saiten. Daran bin ich gewöhnt.
Evan Ball:
Du hast schon erwähnt, wie viele unterschiedliche Sachen es inzwischen gibt. Könntest du drei Blues-Alben für jemanden empfehlen, der dieses Genre kennenlernen möchte?
Joe Bonamassa:
Ja, ich würde drei unterschiedliche empfehlen.
Evan Ball:
Genau.
Joe Bonamassa:
B.B. King - Live At The Regal. Immer wenn du denkst, dass du singen kannst, hör dir diese Platte an, und du wirst dich schlecht fühlen, was deinen Gesang angeht. Ein perfekt arrangiertes Blues-Album. Chicago-Blues. B.B. in Bestform. Es herrscht Gleichstand mit Blues Is King, aber ich mag Live At The Regal.
Joe Bonamassa:
Gary Moore - Still Got The Blues. Er ist der Archetyp für das, was ich mache, ob beim Shredden oder beim Blues. Und ich würde sagen: Wenn du herausfinden möchtest, wo der moderne Blues herkommt, Gary Clark, Black Keys und so weiter … Dann hör dir Electric Mud an. Das Album ist ziemlich sludgy und war damals zu cool für die Welt. Es war, als würde Marshall Chess sagen: „Hey, lasst uns den Blues psychedelisch und verschwommen spielen.“ Er hatte mit Muddy Waters einen willigen Musiker und mit Howlin’ Wolf einen unwilligen. Sie versuchten, zwei Platten zu machen, aber Howlin’ Wolf wollte einfach nicht und hasste es. Sie haben das Album aber trotzdem aufgenommen.
Joe Bonamassa:
Wenn man hören möchte, wo dieser moderne, schwammige, hippe Blues herkommt: Genau, das ist es.
Evan Ball:
Yeah, großartig. Alles klar, Joe Bonamassa. Danke, dass du bei unserem Podcast dabei bist.
Joe Bonamassa:
Danke, dass ich dabei sein darf. Es ist mir eine Ehre. Es ist wie immer eine Ehre, danke dir.
Sprecher 4:
Danke für’s Zuhören bei Striking A Chord, deinem Podcast von Ernie Ball. Hoffentlich bist du jetzt wieder motiviert, etwas mehr mit der Gitarre zu üben. Und vergesst nicht, den Podcast zu abonnieren, um über zukünftige Episoden informiert zu werden.
Evan Ball:
Was ist eine Blues Cruise?
Joe Bonamassa:
Das ist ein Boot mit einem Haufen Bluesbands darauf.
Evan Ball:
Gibt es sowas oft?
Joe Bonamassa:
Zweimal im Jahr.
Evan Ball:
Okay.
Joe Bonamassa:
Nun, zumindest für mich gibt es sie zweimal im Jahr. Und dann gibt es sie noch zweimal im Jahr für jemand anderen.
Evan Ball:
Stellst du das auf die Beine?
Joe Bonamassa:
Wir machen die Keeping The Blues Alive Cruise.
Evan Ball:
Okay.
Joe Bonamassa:
Roger Nabor macht die legendäre Blues Cruise. Er hat sie 30 Jahre lang gemacht. Wir haben unsere … Das wird das siebte Jahr sein. Roger hat ein großartiges Geschäft aufgebaut. Er und Taj haben ein großartiges Geschäft aufgebaut. Und wir haben auf andere Art und Weise ein großartiges Geschäft aufgebaut. Weißt du, wir halten uns dabei nicht an eine strenge Definition des Blues. Nächstes Jahr spielen Buddy Guy und Living Colour bei uns auf demselben Boot.
Evan Ball:
Wirklich?
Joe Bonamassa:
Ja, warum nicht?
Evan Ball:
Oh, das ist fantastisch.
Joe Bonamassa:
Die sind cool, oder?
Evan Ball:
Ja.
Joe Bonamassa:
Vernon Reid und Buddy Guy und Jonny Lang kommen dazu, Jethro Tull auch. Wir haben also Jethro Tull und Jonny Lang auf demselben Boot. Das ist doch cool, oder? Wie lustig ist das?