From his hardcore roots to writing huge hits on acoustic guitar, Chris Carrabba has forged an unlikely and enduring career. In this episode we speak to the Dashboard Confessional frontman about the process of writing impactful lyrics, how to win over tough crowds, the moment he realized his music was really gaining traction, and much more.
Sprecher 1:
Unsere neuen Ernie Ball Flat Ribbon Patch Cables lassen sich in kleine Zwischenräume legen und in jedem beliebigen Winkel biegen, sodass du deine Pedale frei positionieren kannst, um den Platz auf deinem Pedalboard zu maximieren. Die flexiblen Kabel mit Metallgehäuse sind besser abgeschirmt als herkömmliche Patchkabel und verfügen über eine integrierte Zugentlastung, die sicherstellt, dass dein Audiosignal von Anfang bis Ende abgeschirmt ist. Mehrere Dämmmaterialien bewahren ein rauscharmes Signal, und der robuste PVC-Mantel sorgt für eine lange Lebensdauer. Erhältlich in 3, 6, 12 und 24 Zoll Länge, mehr dazu unter ernieball.com.
Sprecher 2:
Willkommen bei Ernie Ball. Lasst uns loslegen.
Evan Ball:
Hallo, hier ist Evan Ball. Willkommen bei Striking A Chord, einem Ernie Ball Podcast. Heute haben wir Chris Carrabba von Further Seems Forever, Twin Forks und vor allem von Dashboard Confessional zu Gast. Vom Skateboarding über die Punkszene in Südflorida bis hin zum Schreiben von Hits auf seiner Akustikgitarre hat Chris Carrabba einen langen Weg hinter sich. In dieser Folge schauen wir uns an, wie er sich als Texter entwickelt hat und dass er stilistisch ein ziemlich gradliniger Typ ist, wenn es um seine Texte geht. Und wir sprechen darüber, wie er zum ersten Mal feststellte, dass seine Musik ein großes Publikum erreichen kann. Aber das Herzstück dieses Gesprächs ist eine Geschichte, die als eine Art Lektion in Sachen Mut und Überzeugung eines schwierigen Publikums dient. Ihr werdet sehen, was ich meine.
Evan Ball:
Unabhängig davon, welches Musikgenre man bevorzugt, weiß man als Musiker, Künstler oder Musikliebhaber sicher zu schätzen, wie authentisch, nachdenklich und reflektiert Chris in diesem Interview auftritt. In diesem Sinne hoffe ich, dass ihr euch etwas Zeit für diese Folge nehmt und wirklich verinnerlicht, was Chris sagt. Aber genug von mir, meine Damen und Herren, Chris Carrabba. Chris Carrabba, herzlich willkommen zum Podcast.
Chris Carrabba:
Danke für die Einladung, das ist super.
Evan Ball:
Blicken wir also in die Vergangenheit zurück, um den Kontext zu verdeutlichen: Was hat dich als Kind interessiert? Lag der Schwerpunkt auf der Musik oder hattest du auch andere Interessen, Sport?
Chris Carrabba:
Als Kind war ich besessen vom Skateboarden, aber das war für mich der Einstieg in die Musik, die Entdeckung von Punkrock, Hardcore- und Alternative-Bands. Im Grunde alles, was mich ansprach, weil ich nie ein Fan von Pop-Radio war und das alles war, was ich wirklich mitbekommen habe. Es war einfach ein großes Aha-Erlebnis, als ich mir diese Skatevideos ansah und die Musik, die Energie und die unbändige Wildheit hörte, die so gut zu den Videos passte. Das hat mich wirklich umgehauen. Es war eine dynamische Veränderung, bei der ich vom eingefleischten Skateboarder zum Musikliebhaber wurde.
Evan Ball:
Das erinnert mich an früher, weil wir ungefähr das gleiche Alter haben. Du siehst jünger aus, aber ich war wirklich ein begeisterter Skateboarder. Warst du so 10, 11, 12? Reden wir von einem späteren Zeitpunkt?
Chris Carrabba:
Ich habe erst mit 13 ein Skateboard bekommen.
Evan Ball:
Oh, okay.
Chris Carrabba:
Aber ich wurde ziemlich schnell besser und ein paar Unternehmen sponserten mich, und mein größter Glücksfall war ein Geschäft, das mich förderte. Wenn es in Florida regnete, was im Sommer jeden Tag gegen 2 Uhr der Fall ist, hatte der Besitzer des Ladens einen Raum im hinteren Teil eingerichtet, in dem wir Videos anschauen konnten. Das Skateteam konnte dort hinten sitzen und sich Videos ansehen, und man musste zum Skate- oder Surfteam gehören, um sich dort hinten aufzuhalten. Er merkte, dass wir uns immer mehr für die Musik interessierten. Also fing er an, herauszufinden, welche Bands es gab, damit wir uns in diesem Raum nur die CDs anhören konnten, die zu unserem Hobby gehörten, und stellte dann eine Gitarre und einen Bass dazu. Schließlich hatten wir ein Schlagzeug, eine PA und alles, was dazugehört, und plötzlich war das Skateteam auch eine Band.
Evan Ball:
Wow.
Chris Carrabba:
Wirklich irre, wie sich mein Skaten und mein Werdegang als Musiker gefügt haben.
Evan Ball:
Skatest du noch?
Chris Carrabba:
Ja, tu ich.
Evan Ball:
Cool, okay. Hast du das noch drauf?
Chris Carrabba:
Ja, ich skate noch.
Evan Ball:
Wann kam dann die Gitarre dazu?
Chris Carrabba:
Mit 16 Jahren bekam ich eine Gitarre, die jemand im Keller meines Onkels gefunden hatte. Jemand meinte: „Vielleicht kann Chris darauf spielen", und so landete sie in meinen Händen, und ich fing an, das Ding auszuprobieren. Ich konnte mir keinen Unterricht oder so etwas leisten. Und das weiß ich jetzt irgendwie zu schätzen, denn mein Weg war der eines Songwriters, im Gegensatz zu einigen meiner Freunde, die Unterricht bekamen und zu Riff-Meistern wurden; die alle Intros zu allen Metallica-Songs oder so lernten.
Chris Carrabba:
Ich habe mir gedacht, dass sie das können, weil sie Unterricht nehmen. Ich nehme keinen Unterricht. Das werde ich nie können, aber ich kann diese Akkorde spielen. Was wäre, wenn ich dazu auch noch singen kann? Ich wollte nie Sänger werden, aber ich dachte, wenn ich dazu singen kann, kann ich auch einen Song schreiben. Dann habe ich ein Lied, das ich spielen kann, weil ich die Lieder anderer Leute nicht lernen kann. Aber wenn ich selber eins schreibe, kann ich es mir wahrscheinlich auch merken.
Chris Carrabba:
Wo also andere Leute ihre obligatorischen 10.000 Stunden damit verbringen, Gitarre zu lernen, habe ich sie damit verbracht, das Handwerk des Songwritings zu lernen.
Evan Ball:
Ich habe mich schon gefragt, was zuerst kam: der Gesang oder das Gitarrenspiel, aber das Gitarrenspiel kam zuerst.
Chris Carrabba:
Der Gesang kam erst sehr spät. Ich habe gesungen, um die Songs zu schreiben, und sie dann sofort dem Sänger der jeweiligen Band beigebracht. Mehr als ein Flüstern kam da lange nicht bei raus. In erster Linie war ich nie ein Sänger, und ich wollte eigentlich Gitarrist oder Songwriter sein. Als Sänger habe ich mich nie gesehen, aber ich wollte mich ausdrücken.
Chris Carrabba:
In meiner ersten richtigen Band erkannte der Bassist dann etwas in meiner Gesangsstimme, das ich selbst nicht sehen konnte. Er hörte das Potenzial. In dieser Zeit wurde ich von einem sehr resoluten Freund gezwungen, Sänger zu werden. Und es brauchte diese Art von Anstoß. Es brauchte einen kräftigen Schubs, damit ich die Hürde überwinden konnte.
Evan Ball:
Interessant. Du machst du einen lyrischen Eindruck. Bevor du also Sänger und Frontmann wurdest, hast du in einem anderen Rahmen geschrieben, zum Beispiel in ein Tagebuch oder im Englischunterricht?
Chris Carrabba:
Das war der schulische Bereich, in dem ich mich besonders hervorgetan habe. Ich war in den Leistungskursen für Englisch und Geschichte, weil man dort Aufsätze schreiben konnte. Die Sprache an sich fand ich sehr interessant, aber nur im Zusammenhang mit der Schule. Ich kam nicht auf die Idee, dass man sich hinsetzen und zum Beispiel eine Kurzgeschichte schreiben könnte, was ich jetzt gerne tue. Es ist eine Herausforderung und eine wunderbare Belohnung, wenn man am Ende etwas zustande gebracht hat.
Chris Carrabba:
Ich habe mit dem Schreiben eines Tagebuchs angefangen, weil wir das im Englischunterricht als Aufgabe hatten. Zuerst hat es mir keinen Spaß gemacht, aber nach einer Weile merkte ich, dass ich sagen kann, was ich will, ohne dass es gut oder schlecht sein muss. Also ließ ich die Worte einfach so fließen. Dabei bin ich zufällig über Dinge gestolpert, die fast wie Poesie aussahen, obwohl sie es eigentlich nicht waren. Und ich erinnere mich, dass ich ein paar Dinge in diesem Tagebuch unterstrichen habe.
Chris Carrabba:
Okay, ich habe also diese Lieder geschrieben. Die Texte waren unausgereift, wie alles in der Anfangsphase, aber nach dieser Erfahrung mit dem Tagebuchschreiben für den Unterricht und als ich anfing, darüber nachzudenken, wie ich möglicherweise ein textlich guter Songwriter werden könnte, dachte ich: Ich stolpere zufällig über diese ergreifenden Gedanken, während ich versuche, diese Aufgabe zu bewältigen. Dann mache ich das eben. Ich schreibe einfach. Ich schreibe einfach so viel ich kann und schaue, ob ich mir etwas herauspicken kann.
Chris Carrabba:
So fing das bei mir an. Ich konnte Seiten und Seiten und Seiten in einer Art zielloser, freier Assoziation füllen. Und dann ging ich sie durch und merkte: „Oh, so ziellos ist das gar nicht. Es gibt hier einen roten Faden." Wenn ich die Passagen unterstreichen konnte, die nicht wie Blödsinn klangen und eine Geschichte erzählten, dann war das okay, dann war das eben die Geschichte. Jetzt gab es immerhin ein Thema.
Chris Carrabba:
Dann sah ich mir die Geschichte an, dachte: „Klasse". Danach verglich ich sie mit den Teilen, die ich unterstrichen hatte, und frage mich: „Warum waren die so viel poetischer als die ausgeschriebene Geschichte?" Und mir wurde klar, dass es sich dabei nur um Beschreibungsfetzen handelte und nicht um eine ausführliche Abhandlung. Wenn man eine Balance beim Erzählen einer Geschichte findet, bei der man so viel wie nötig angibt, um seine Handlung zu erklären, aber so viel offen lässt, dass jemand seine eigene Geschichte darüber legen kann, dann hat man vielleicht einen Song geschrieben.
Evan Ball:
Das ist großartig. Witzig, ich wollte dir gerade eine ähnliche Frage stellen. Ich bin neugierig, wie du über Texte denkst, die eher eindeutig oder eher geheimnisvoll sind. Und ob es Zeiten gibt, in denen du dich in die eine oder andere Richtung orientierst, oder ob es immer eine Art Gleichgewicht ist.
Chris Carrabba:
Das Pendel schwingt natürlich in beide Richtungen, und es gibt Zeiten, in denen es sehr unverblümt, prägnant und offenkundig ist. Diese Offenheit ist für mich viel interessanter als der Versuch, cool zu sein. Meine Texte sind nicht „cool“. Generell ist wenig von dem, was ich mache, besonders cool.
Evan Ball:
Sagt wer?
Chris Carrabba:
Wenn ich cool sage, dann meine ich das nicht abwertend. Ich bin sehr neidisch auf Coolness. Beck ist cool. Ich denke, Kings of Leon sind cool. Die sind auch super ehrlich, aber ich denke, meine Texte sind zu verletzlich, um cool zu sein. Die Strokes, die haben tolle Texte und die sind tiefgründig. Aber sie sind eben auch super cool. Als Musikfan finde ich das klasse, aber das ist für mich eben nicht drin. Ist mir auch egal.
Chris Carrabba:
Ich möchte lieber auf eine andere Art beeindrucken, kraftvoll und cool kann sein… Coole Songs können Power haben. Uncoole Songs können Power haben. Songs an sich haben Power. Und danach suche ich.
Evan Ball:
Ich persönlich finde, du hast da einen guten Punkt gefunden. Man kennt dich eher aus der Hardcore-Punk-Szene. Was war die Motivation, sich in eine mehr akustische Richtung zu bewegen?
Chris Carrabba:
Ich habe entweder Gitarre gespielt oder geschrien oder gesungen, wie bei Further Seems Forever, aber die Songs waren bei Further Seems Forever immer super komplex. Ich sehnte mich nach einer gewissen Schlichtheit, die ich als Herausforderung empfand. Die Hardcore-Szene und die Punkrock-Szene, die Post-Hardcore-Szene, die lebendige Musik, die lebendigen Texte, die lebendige musikalische Gemeinschaft. Wie kann man Punk im Punk sein? Weil es all diese Regeln gibt. Es sollte sie nicht geben, aber wie bei allem anderen gibt es auch im Punkrock Regeln.
Chris Carrabba:
Wenn ich das sage, meine ich nicht: „Oh, wie kann ich vorpreschen und Flagge zeigen und beweisen, wie Punk ich bin, indem ich anders bin als der reguläre Punk?" Aber genau diese natürliche Art von Lektion lernt man, wenn man in der Hardcore-Szene, in der Punk-Szene ist. Dass man sich über Konventionen hinwegsetzt, und für mich bedeutete das, eine akustische Gitarre ohne Verzerrung zu spielen.
Evan Ball:
Ja, das stimmt. Du hast ja mit einigen Hardcore-Bands gespielt. Du fühlst dich in dieser Szene wohl, aber es gab auch Zeiten, in denen die Hardcore-Fans dich nicht gerade mit offenen Armen empfangen haben. Könntest du die Geschichte erzählen, als du mit H20 gespielt hast?
Chris Carrabba:
Da muss ich aber etwas vorwegnehmen, weil ich die Szene nicht untergraben möchte.
Evan Ball:
Okay.
Chris Carrabba:
Die Szene hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Die Hardcore-Szene hat mich geprägt. Sie hat mich in vielerlei Hinsicht als Person definiert. Sie hat mir beigebracht, wie man ein besserer Mensch wird. Sie ist eine Gemeinschaft. Sie hat mich unterstützt, als ich sagte, ich werde singen statt schreien und ich werde akustische Gitarre ohne Band spielen, statt heavy Gitarre mit einer ganzen Band. Darüber lustig gemacht hat sie sich nie. Sie hat es begrüßt, aber wie in jeder anderen Szene auch, kann man es nicht immer allen recht machen.
Chris Carrabba:
Nun, ich spiele bei Further Seems Forever, einer Post-Hardcore-Band. Sie ist ziemlich hart. Es ist eine sehr komplizierte Musik. Und ich verlasse die Band, da hatte ich schon Dashboard gegründet, aber das war wirklich nur ein Nebenprojekt, aber ich verlasse die Band und sage, ich gehe mit Dashboard auf Tour, dann komme ich zurück und entscheide, was für eine Band ich danach gründe. Und diese Tournee hört einfach nie auf.
Chris Carrabba:
Der Wind blies in meine Richtung, erwischte mich in den Segeln und das war's. Du hast also eine akustische Gitarre und deine Stimme und das war's. Jetzt könnte man fragen: „In welchen Cafés hast du gespielt?“ Aber es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, dass man das machen kann. Ich habe noch nie eine Show in einem Café gesehen. Das ist einfach nicht meine Welt. Ich wusste wirklich nicht, dass man das so machen kann. Und ein großer Teil meiner Musik ist immer noch so, dass ich die Leute anschreie. Sie ist nicht sanft, nur weil sie akustisch ist.
Chris Carrabba:
Die Bands, mit denen ich spielte, das Netzwerk, dem ich angehörte, war Post-Hardcore, Hardcore, Pop-Punk und Punkrock. Das sind die Bands, mit denen ich Shows organisierte, und die Bands, die mich in ihre Shows aufnahmen, und ich fühlte mich sehr wohl, wenn ich mit Hardcore-Bands spielte.
Chris Carrabba:
Und dann haben mich H2O, Face To Face, H2O und Snapcase gefragt, ob ich mit ihnen auf Tour gehen möchte. Du hast also eine der größten und wichtigsten Punkbands, zwei der größten und wichtigsten Hardcorebands einer Ära und darüber hinaus, aber H2O im Speziellen. Face To Face hingegen hat eine Menge Melodie und ist zweifellos eine meiner Lieblingsbands aller Zeiten, der Grund, warum ich das wollte... Es war ein sofortiges Ja, aber das, worüber ich mich am meisten gefreut habe, war: „Oh, das ist H2O, die sind wie ich." Ihre Musik ist nicht auf der einen oder anderen Seite, aber die Leute sind es und so wusste ich, dass ich unter meinen Leuten sein würde. Es wäre nicht total...
Evan Ball:
Da verdient man sich seine Sporen.
Chris Carrabba:
Auf jeden Fall, und ich wusste, dass das Publikum skeptisch sein würde. Ich ging mit einer Akustikgitarre auf die Bühne und es war mir unangenehm, neben diesen Hardcore-Bands aus dieser Zeit zu stehen. Ich glaube, das ist jetzt weniger geworden. Vielleicht warst du damals im Publikum und hast dich geärgert, weil das da vielleicht nicht hingehörte. Vielleicht aber auch nicht. An manchen Abenden waren es einfach aufgeschlossene Gesichter. An manchen Abenden gab es wütende Blicke. Aber ich habe mein Ding gemacht. Ich habe meine Songs gespielt und so viele Leute wie möglich für mich gewonnen. Und ich wusste, dass ich jeden Abend mindestens jemanden für mich gewinnen konnte. Das war ein tolles Gefühl.
Evan Ball:
Yeah.
Chris Carrabba:
Es fühlte sich richtig gut an, und ich hatte ein gutes Gefühl dabei. Und ich dachte: "Mann, das funktioniert, und die Szene, zu der ich gehöre und in der ich bleiben will, akzeptiert mich, und alles wird gut." Und dann, Filmschnitt. Ich bin in Buffalo und gehe auf die Bühne, und bevor ich einen Ton spiele, trifft mich eine Münze direkt unter dem Auge. Mein Auge wird sofort blau. Okay, Chris, spiel den Song. Ich spiele also den Song und die Münzen prasseln auf mich ein. Es war eine Art Pöbelstimmung und sie trafen meine Gitarre, bewarfen mich und bedeckten die ganze Bühne.
Chris Carrabba:
Auf dieser Tournee habe ich, glaube ich, fünf oder sechs Songs gespielt, und ich war ungefähr bei der Hälfte von dreien und hatte das Gefühl, dass ich aufgeben will. Und ich dachte, vielleicht merkt es keiner, vielleicht merken die anderen Bands es nicht, wenn ich das Set abbreche. Ich hatte den Song durch und ging von der Bühne und Toby von H2O stand an der Seite der Bühne mit Snapcase, H2O und Face To Face. Das war jetzt nicht völlig ungewöhnlich, aber Toby hatte seine Arme verschränkt und stand vor ihnen und sie bauten sich alle hinter ihm auf. Alles, was er tat, war, auf das Mikrofon zu zeigen. Ich hab's verstanden. Er hat gesagt: „Du hast es nicht geschafft. Du hast sie nicht überzeugt und du hast noch drei weitere Songs, mit denen du sie rumkriegen kannst." Es gab mir einfach dieses enorme Selbstvertrauen, dass diese Leute mich einfach da rausschicken und mich daran erinnern, dass ich ein Hardcore Kid bin.
Chris Carrabba:
Hardcore-Kids verkriechen sich nicht oder laufen weg. Ich habe mich zurückgezogen. Also sang und sang ich. Mann, ich sang aus tiefstem Herzen, tief aus dem Inneren, und ich bekam noch mehr Münzen ab. Ich sage dir, ich verspreche dir, dass beim letzten Lied keine einzige Münze kam. Man könnte meinen, dass die Leute einfach kein Geld mehr hatten, aber für mich war klar: Ich habe sie, ich habe sie. Und ich schaute über die Bühne und Toby nickte mit dem Kopf und sagte: „Ja, Kleiner, ja."
Chris Carrabba:
Und ich ging rüber zu ihm und wollte mich bei ihm bedanken. Er zeigt einfach wieder nach draußen und ich denke, dass ich auf keinen Fall noch einen Song spielen werde. Und er meinte: „Münzen." „Hä?" Er sagte: „Die hast du dir alle verdient, hol sie dir." Und ich ging hin und sammelte alle ein. Ich hatte monatelang Geld für die Reinigung.
Chris Carrabba:
Und dann rannte Toby zurück zu diesem... Mann, das ist so ein knallharter Move. Er rannte zurück zu meinem Merch-Tisch, schnappte sich ein T-Shirt, zog es an und spielte sein ganzes Set mit diesem Shirt. Er hielt das T-Shirt hoch und sagte: „Das ist ein Dashboard Confessional-Shirt. Und das ist das Härteste, was ihr heute Abend sehen werdet.“ Und wir haben an diesem Abend mehr Merch verkauft als bei jeder anderen Show.
Evan Ball:
Irre. Wie schnell er die Dynamik der Menge damit auch umgedreht hat.
Chris Carrabba:
Das hat er getan. Er hat es geschafft, weil er ein Purist ist. Nicht in dem Sinne, dass die Musik in dieses Schema passen muss. Ein Purist im Sinne von: „Nein, nein. Wenn du dieselben Überzeugungen hast wie ich, dann hältst du an ihnen fest und stehst für sie ein. Wenn du die Überzeugungen dieser Szene vertrittst, der wir alle angehören, dann teilen wir diese Überzeugung, also mach jetzt keinen Rückzieher, Junge."
Evan Ball:
Das klingt für mich wie eine Filmszene.
Chris Carrabba:
Witzig, dass du das sagst, denn es dauert länger, es zu erzählen, als es gedauert hat, es zu erleben. Es sind alles Momente, die wie im Flug vergehen, nur Sekunden nonverbaler Kommunikation, aber die Wirksamkeit dieser Lektion, dieser Erfahrung, ist für mich lebenslang. Ich meine, mittlerweile spiele ich für ein dankbares Publikum, für Leute, die mich da haben wollen. Und ich spiele trotzdem noch, als würde ich mir jede Münze verdienen wollen.
Evan Ball:
Das ist großartig. Danke, dass du das mit uns geteilt hast. Es verwundert mich immer noch, warum manche Leute ihre Abneigung gegen Musik so lautstark zum Ausdruck bringen müssen, wenn sie doch einfach weghören könnten.
Chris Carrabba:
Ich glaube, dass die Leute ihr Revier verteidigen. Ich denke, dass Menschen territoriale Ansprüche haben und an ihre Szene glauben und dass ihre Szene ihnen wichtig ist. Und wenn Sie (fälschlicherweise) annehmen – da muss ich sie wirklich verteidigen – dass jemand da ist, der ihre Szene verhöhnt oder ein Eindringling ist und sich ihre Szene in irgendeiner Weise aneignet, dann denke ich, dass sie ein Recht haben, sich zu ärgern. Aber das ist nicht das, was ich getan habe. Und ich denke, das ist wurde dann auch klar.
Evan Ball:
Lass uns über deine Bands reden. Die Alben von Dashboard und Further Seems Forever kamen zwar zeitgleich raus, aber Further Seems Forever gab es schon länger.
Chris Carrabba:
Genau, Further ging ’98 los.
Evan Ball:
Okay.
Chris Carrabba:
Bei Further komponieren wir im Schneckentempo, die Stücke sind komplex. Das Einhalten des Zeitplans, den es braucht, um Platten zu machen, ist vielleicht ein bisschen lasch. Wir lieben uns, wir haben eine tolle Zeit miteinander. Wir erfinden wirklich etwas Einzigartiges und Besonderes zusammen. Aber es hat sich nicht immer so angefühlt, als wäre es die oberste Priorität, da voranzukommen. Und ich lebte und starb zu dieser Zeit für die Musik, also hatte ich damit ein wenig Schwierigkeiten.
Chris Carrabba:
Als Erwachsener kann ich das verstehen, denn wer bin ich schon, dass ich ihnen vorschreiben kann, wie sie sich vergnügen, wann sie sich vergnügen, wann sie die Musik spüren und wann sie bereit sind, etwas zu schaffen. Nur weil ich die ganze Zeit Feuer und Flamme war, heißt das nicht, dass das bei jedem so ist. Wir haben also eine EP gemacht, eine weitere EP gemacht und Pläne für eine Platte gehabt, aber die Platte wurde immer wieder verschoben. Und in dieser Zeit schrieb ich Musik, bei der ich Further immer den Vortritt lassen wollte. Alle Songs, die jetzt Dashboard-Songs sind, wurden einst als Further-Songs vorgestellt.
Evan Ball:
Wow.
Chris Carrabba:
Und sie lehnten ab, womit sie recht hatten, aber sie sagten auch: „Die sind wirklich gut. Das ist etwas Besonderes, mach weiter so, und wenn du einen bringst, der für uns funktioniert, ist das toll, aber mach einfach weiter so." Sie konnten spüren, dass ich an einem Punkt war, an dem ich... Egal, ob diese Songs Further-Songs werden würden, das, was ich tat, würde für Further wichtig sein. Ich würde in der Lage sein, etwas davon mitzunehmen und es in den Schreibprozess von Further einzubringen. Und außerdem sind sie wirklich solidarische Freunde.
Chris Carrabba:
Und da es so lange dauerte, eine Platte zu machen, habe ich eben das Album für Dashboard fertig geschrieben. Ich dachte nicht, dass Dashboard ein Schwerpunkt werden würde, aber es war ein Projekt, auf das ich stolz war. Und meine Absicht war, das aufzunehmen. Wenn ich wirklich Glück hätte, könnte ich eine Tour außerhalb von Further machen und das wäre es dann. Sozusagen als kleines Begleitstück. Es war fast eine Reaktion darauf, wie komplex Further war. Es war etwas schlichter, geradliniger vielleicht.
Chris Carrabba:
Also habe ich Swiss Army Romance vor dem ersten Further-Album The Moon Is Down aufgenommen. Und es kam vor The Moon Is Down heraus. Wenn ich mich recht erinnere, kam es heraus, bevor wir das überhaupt aufgenommen hatten. Und die Jungs von Further haben mich echt unterstützt. Wenn wir eine Further-Show spielten, sagten sie: „Willst du vorher einen Song spielen? Ein paar Songs?“ Klar, warum nicht. Ich habe das nicht gemacht. Sie mussten mich lange bearbeiten, bis ich endlich zugesagt habe. Es war nicht so: „Willst du..." Sondern: „Wie wäre es, wenn du es heute Abend versuchst? Wie wäre es, wenn du es heute Abend versuchst, Chris? Heute Abend? Wie wär's, wenn du es versuchst?" Bis ich schließlich einknickte.
Chris Carrabba:
Swiss Army ist also draußen, und Further… Es ist wirklich traurig, aber noch bevor The Moon Is Down erschien, war bei Further die Luft raus.
Evan Ball:
Wo genau…
Chris Carrabba:
So wahr ich hier sitze, ich schwöre, ich kann mich nicht mal mehr dran erinnern, warum.
Evan Ball:
Echt?
Chris Carrabba:
Schien damals wichtig genug.
Evan Ball:
Yeah.
Chris Carrabba:
Es war eine wirklich schwere Entscheidung, denn endlich war ich in genau der Band, in der ich sein wollte, mit genau den Leuten, mit denen ich spielen wollte, mit einer echten Chance. Es ging voran. Die Band war gerade dabei, durchzustarten. Und ich beschloss zu gehen. Ich hatte die Band bereits verlassen, bevor wir The Moon Is Down aufnahmen. Ich war nicht einmal mehr in der Band, als wir The Moon Is Down aufnahmen, aber wir sind Freunde, also hingen wir weiter miteinander rum.
Chris Carrabba:
Irgendwann meinte jemand, dass es ziemlich blöde sei, dieses Album nicht aufzunehmen, an dem wir so lange gearbeitet hatten.
Evan Ball:
Klasse Album.
Chris Carrabba:
Danke, und sie hatten recht, sie hatten recht. Also haben wir die Platte gemacht. Ja, am Ende war alles durcheinander, aber Further kam vor Dashboard. Die Further-Songs kamen vor Dashboard, aber die Dashboard-Aufnahmen kamen vor dem Further-Album heraus.
Evan Ball:
Ich war schon immer neugierig in Bezug auf Further Seems Forever, wie die musikalische Chemie zusammenkam, denn diese Jungs spielten vorher in einer härteren Band und holten dich als Leadsänger dazu, um Further Seems Forever zu gründen. Und mir scheint, dass diese Stile so gut ineinandergreifen, dass ihr wirklich interessante Taktarten und Gitarren- und Schlagzeugparts habt, gepaart mit deinem Sinn für Gefühl und Melodie. Ich frage mich, ob sich das ganz natürlich ergeben hat oder ob ihr daran arbeiten musstet, um diesen Sweet Spot zu finden?
Chris Carrabba:
Das hat sich ganz natürlich ergeben, aber das heißt nicht, dass es einfach war, denn wir waren nicht wie Rush, wir wussten nicht, was wir taten. Wenn wir in ungewöhnlichen Taktarten schrieben, dann nur, weil der Teil, den wir komponiert hatten, einen Takt länger war, um die Melodie der Gitarre zu vervollständigen, und das war' s dann auch. Irgendwann haben wir dann auch verstanden, dass wir diese Werkzeuge benutzen, aber am Anfang klang das richtig, obwohl vieles davon gar nicht „richtig" war. Es ist wirklich seltsam und wir haben uns nicht an eine bestimmte Tonart oder Taktart gehalten.
Chris Carrabba:
Das bedeutete auch, dass du, wenn du einen Teil für Song B hattest und ihn für Song A brauchst, ihn einfach nehmen konntest.
Evan Ball:
Exakt.
Chris Carrabba:
Und das haben wir dauernd gemacht. Wir haben uns einfach unsere eigenen Songs herausgepickt, und dann kam es mir in den Sinn, diesem Song eine Art Anker in der Melodie zu geben, der die Komplexität gerade so weit verdeckt, dass die Komplexität nicht im Mittelpunkt steht, denn wir wollten, dass die Songs Songs bleiben und nicht zu mathematisch werden. Und das ist das, was ich mit der Synergie der Kombination meine, denn jemand, der uns zuhört und die CD nicht kennt, könnte annehmen, dass sie sehr proggy ist, aber so kommt sie nicht rüber. Sie kommt immer noch sehr roh daher. Ich schätze, wenn wir unseren Job dabei gut gemacht haben, hört man diese unkonventionellen Sachen erst nach mehrmaligem Hören raus.
Evan Ball:
Absolut.
Chris Carrabba:
Das macht es aber interessanter, weil du irgendwann merkst: „Okay, was geht denn jetzt ab? Das ist ja bizarr.“ Ich behaupte ganz offen, dass diese Jungs ein Höchstmaß an musikalischem Verstand haben. Keiner von uns hat irgendeine Art von Musikausbildung genossen. Wir sind keine gelernten Musiker, aber als die Menschen, die sie sind, interpretieren sie die Musik auf eine wirklich komplexe Art und Weise, die aber auch von intensiver Melodie durchdrungen ist. Das gefiel mir, und als sie mit Jason ohne mich weitermachten, war es wirklich ein wunderbarer Moment, es genießen zu können, ohne derjenige sein zu müssen, der alles zusammenhält. Ich konnte mich einfach zurücklehnen und dieser Orchestermusik zuhören, die sie machten. Und die ist wirklich wunderschön.
Evan Ball:
Das ist das Besondere an Dashboard und vielen anderen Bands, die härtere Musik spielen und gleichzeitig sanftere Töne anstimmen; bei denen man sozusagen das Beste aus beiden Welten bekommt: nämlich indem man diese Intensität beibehält und gleichzeitig den melodischen Aspekt auskostet. Und ich weiß nicht, ob du die Deftones überhaupt hörst...
Chris Carrabba:
Oh, ich liebe die Deftones.
Evan Ball:
Mich sprechen ihre sanften oder melodischen Sachen einfach an, weil sie immer noch diese Schwere haben, aber gleichzeitig auch schön sind. Nur so ein Gedanke.
Chris Carrabba:
Da stimme ich dir zu. Das war noch eine Zeit in der Musikszene, als man einfach schräg sein konnte und damit durchkam. Und ich bin froh, dass ich in dieser Band sein durfte.
Evan Ball:
Ja, tolle Band. Lass uns kurz über Dashboard Confessional sprechen. Du bist ziemlich schnell groß geworden, nicht wahr?
Chris Carrabba:
Nö.
Evan Ball:
Nicht? Aber-
Chris Carrabba:
Aber mein Wendepunkt passierte vor den Augen der Öffentlichkeit und relativ schnell.
Evan Ball:
Okay.
Chris Carrabba:
Denn ich weiß, dass ich zwei Jahre hintereinander 300 Tage unterwegs war und wahrscheinlich 280 Termine spielte. Im dritten Jahr begannen die Leute dann in kleinerem Rahmen auf mich aufmerksam zu werden. Das war ungefähr der Zeitpunkt, als ich anfing, mit H2O auf Tour zu gehen und solche Sachen. Von dem Moment an, als es hieß: „Hey, hast du schon von dem hier gehört?" bis zu dem Moment, als wirklich alle davon hörten, ging es schon relativ schnell, aber die Zeit bis zu diesem ersten Schritt hat lange gedauert.
Evan Ball:
Hast du den Erfolg von Screaming Infidelities überhaupt kommen sehen? Und wie war diese Zeit für dich?
Chris Carrabba:
Ich habe das nicht kommen sehen. Ich habe das wirklich nicht kommen sehen. Es gab kein übersteigertes Ego. Ich hatte nicht das Gefühl, diesen Moment zu verdienen. Es gab eher eine Art von durchdringender Ungläubigkeit.
Evan Ball:
Gibt es besondere Momente, in denen dir klar geworden ist, was da passiert ist oder dass es eine Veränderung gab?
Chris Carrabba:
Ich habe in der VFW Hall in Virginia gespielt, und als ich dort ankam, sagte man mir, dass ich als Letzter spielen würde, was immer ein bisschen nervig ist, weil alle gehen. Die Band, die man eigentlich sehen wollte, hat gespielt und man geht nach Hause. Und ich guckte mir die Bands an, die spielten, kannte sie aber nicht, weil sie aus der Gegend kamen und ich nicht. Das waren wirklich gute Bands, und die Leute schienen richtig begeistert. Und die Band vor mir räumte ihren Kram von der Bühne und niemand ging, und ich dachte: „Oh, coole Musikszene, dass sie bereit sind, jemandem eine Chance zu geben."
Chris Carrabba:
Und mir fiel wieder ein, dass sie ihre eigenen Sachen mit auf die Bühne genommen hatten, und ich hatte nicht viel, was ich auf die Bühne stellen musste; nur mein eigenes Mikrofon und meine Gitarre, das war alles. Und ich ging mit diesen beiden Sachen auf die Bühne und stellte sie auf, und die Menge brüllte. Das machte mir Angst, nicht auf eine coole Art und Weise, sondern nach dem Motto: „Was ist los? Irgendetwas läuft hier schief. Was haben die mit mir vor?"
Chris Carrabba:
Mit einigem Zögern stellte ich meine Sachen auf und sagte: „Hallo". Und ich konnte nichts sagen, ohne dass sie...
Evan Ball:
Ausflippten?
Chris Carrabba:
Ich konnte wirklich nichts sagen, ohne dass sie brüllten.
Evan Ball:
Yeah.
Chris Carrabba:
Die Reaktion war einfach eine Wand aus Gebrüll, und dann spielte ich meinen ersten Song und begann die erste Zeile zu singen, und die Menge schmetterte mir den Text einfach auf einmal entgegen. Und ich erinnere mich, wie ich durch... Ich weiß noch, wie ich dachte, dass ich noch nie dort gespielt hatte. Ich erinnere mich, dass ich mich fragte: „Habe ich hier schon mal gespielt?" Denn wenn ich noch nie dort gespielt hatte, wie ist es dann möglich, dass sie mit diesem... Vielleicht hatten sie das Lied irgendwie gehört, aber wie hätten sie es lernen können, wenn ich nicht schon sieben Mal hier gewesen wäre? Und das war es, das war der Moment, in dem ich dachte: „Hey, die Leute fangen irgendwie an, diese Musik mit anderen zu teilen."
Chris Carrabba:
Es liegt nicht mehr in meiner Hand und es war wie ein Moment, in dem ich die Möglichkeit erkannte, dass Dinge für meine Karriere, meine Band passieren könnten. Ich wusste nicht mal, was Karriere bedeutet, aber ich hatte den großen Plan, in einer Band zu spielen, und das tat ich jetzt wohl.
Evan Ball:
Ja, das ist unglaublich. Hast du einen Song oder ein Album, auf das du besonders stolz bist?
Chris Carrabba:
Ich weiß nicht, ob es einen Song oder ein Album gibt, auf das ich am stolzesten bin. Aber ich würde sagen, dass The Places You Have Come to Fear the Most aus persönlichen Gründen eine wirklich befriedigende Platte für mich ist.
Evan Ball:
Bereust du etwas oder würdest du etwas anders machen, wenn du die Uhr zurückdrehen könntest?
Chris Carrabba:
Ja, schon. Es gab eine Zeit, als der Erfolg der Band schneller zunahm, als ich darauf vorbereitet war. Ich denke, dass ich das größtenteils mit Fassung getragen habe, und ich habe keine wirkliche Erinnerung daran, aber es fällt mir schwer zu glauben, dass das immer so war. Ich kann mich daran erinnern, dass ich die ganze Zeit nur gestresst war. Das ist kein wirklich gesunder Zustand, und ich habe irgendwie angenommen, dass ich zu den Leuten kurz angebunden war, die etwas Besseres verdient hätten. Ich habe da zu viel von mir selbst erwartet, was nicht fair war.
Chris Carrabba:
Ich hatte mich also selbst zum Scheitern verurteilt, und dann war ich vielleicht einfach nur wütend darüber und auf jeden, der mir über die Füße lief. Während ich hier sitze, fallen mir keine Einzelheiten ein, aber ich weiß, dass es welche gab, und ich habe sie wahrscheinlich absichtlich verdrängt, weil ich nicht besonders stolz auf die Anfangsschwierigkeiten aus dieser Zeit bin.
Evan Ball:
Du warst damals in einer ungewöhnlichen Situation, die die meisten Menschen nicht erleben.
Chris Carrabba:
Ja, ich hatte keinen wirklichen Fahrplan und auch keinen Mentor oder andere Dinge, die hilfreich gewesen wären. Außerdem bedauere ich, dass ich bei meinen letzten Platten vor unserer Pause ein wenig den Überblick verloren habe und ich wirklich ein Teamplayer für das Label sein wollte, bei dem ich war. Und wenn sie Vorschläge machten, hörte ich auf sie. Ohne meine ursprüngliche Intention für den Song zurückzustellen, sagte ich stattdessen: „Hey, ich bin hier, weil ich von diesen Leuten lernen wollte." Sie wollen Musiker zu besseren Musikern machen, zumindest dachte ich das. Das stimmte sogar, zumindest für dieses spezielle Label, aber ich glaube auch, dass ich es eigentlich von Anfang an richtig gemacht habe. Ich wünschte, ich hätte mir da mehr selbst vertraut.
Evan Ball:
Hast du irgendwelche Ratschläge für aufstrebende Bands, die sich in der heutigen Musiklandschaft bewegen?
Chris Carrabba:
Ja, und zwar vor allem für diejenigen, die an der Schwelle zum großen Erfolg stehen, die den Sprung von den Clubs in die großen Konzerthallen schaffen, die möglicherweise von Indie-Labels, die deine wahren Partner sind, wie deine Familie, zu Major-Labels wechseln, die deine Geschäftspartner sind und nicht deine Familie. Man muss abschätzen, was man in vielen Jahren von der Musik, die man macht, haben will.
Chris Carrabba:
Ich wollte immer die Musik. Meine Masters und die kreative Kontrolle über die Dinge, die gehören mir jetzt immer noch. Was das wert ist? Keine Ahnung, aber für mich ist das wichtig. Mein Ratschlag ist also: Was immer du tun musst, ob du dich jetzt einem Major Label oder sonstigem Vertrag verschreibst, um Geld zu verdienen und die Band am Laufen zu halten, ist das sicher vollkommen in Ordnung. Aber gib nicht das ab, was du am Ende vielleicht vermisst, und das war für mich die Musik selbst. Mein Tipp: Die Leute haben mich damals für verrückt gehalten, als ich das durchsetzen wollte, aber wenn du etwas für dich behalten möchtest, finde einen Weg. Das kann schwer sein, aber man muss zum Beispiel nicht das ganze Geld nehmen, dass sie einem bieten. Frage dich lieber, wie viel Geld du wirklich brauchst, um weiterzumachen, und was du aufgeben müsstest, um mehr zu haben als das.
Evan Ball:
Klasse, ja. Hast du neben der Musik noch andere Interessen, von denen die Leute vielleicht nichts wissen?
Chris Carrabba:
Ja, ich habe eine Menge Hobbys. Ich fahre immer noch viel Skateboard. Ich fahre Motorrad und schraube gerne an Motorrädern. Ich bastle gerne an Motoren, mache Hüte und mache Lederwaren, sowohl aus echtem Leder als auch aus veganem, und manchmal stelle ich Kleidung her. Und ich mache gerne kreative Dinge mit meinen Händen, die nichts mit Musik zu tun haben. Das hat einen tollen Nebeneffekt, nämlich den Deckel des kreativen Einmachglases zu lockern. Vielleicht eine schreckliche Metapher, aber das tut es nun mal.
Chris Carrabba:
Manchmal sitze ich da und arbeite an einem Hut, und dann erwischt mich eine Idee für einen Song. Dann renne ich zur Gitarre, lasse den Rest liegen. Ich mache den Hut schon fertig, aber es ist nicht so sehr meine Leidenschaft, sondern eher Mittel zum Zweck.
Evan Ball:
Yeah.
Chris Carrabba:
Ich renne rüber, nehme die Gitarre und lege sie erst wieder aus der Hand, wenn ich einen Song habe.
Evan Ball:
Super. Chris Carrabba, danke, dass du im Podcast zu Gast warst.
Chris Carrabba:
Es war wunderbar, danke!
Evan Ball:
Danke, dass ihr eine weitere Folge von Ernie Balls Striking A Chord angehört habt. Übrigens war das das dritte Podcast-Interview, das Chris Carrabba an diesem Tag gegeben hat. Also vielen Dank an ihn, dass er so offen und zugänglich war. Er ist einfach ein großartiger Gast und Mensch. Wenn ihr mit uns Kontakt aufnehmen wollt, schreibt eine E-Mail an [email protected].
Evan Ball:
Ich sollte dich das vielleicht fragen: Welche Gitarrensaitenstärke spielst du?
Chris Carrabba:
Normalerweise spiele ich 11 auf Akustik- und E-Gitarren, und bei Akustikgitarren bin ich ein Typ für die mittlere Stärke. Ich spiele eine Menge offener Tunings, daher hilft es, für Akustikgitarren eine mittlere Stärke zu nehmen.